Viele Menschen leiden unter den Symptomen einer apathischen Depression. Antriebslosigkeit, trübe Stimmung und das Fehlen jeglicher freudiger Empfindung machen das Leben grau und traurig. Mit Citalopram wird in vielen Fällen eine deutliche Verbesserung der Symptomatik erreicht.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Citalopram: Antriebssteigerung und Stimmungsaufhellung
Citalopram war 2016 der psychoaktive Wirkstoff, der in Deutschland am häufigsten verschrieben wurde. Mit diesem Antidepressivum wird Betroffenen relativ schnell und mit vergleichsweise wenigen Nebenwirkungen geholfen.
Die folgenden Ausführungen betrachten das Psychopharmakon unter diesen Perspektiven:
- Wirkungsweise
- Anwendungsgebiete
- Einnahme und Dosierung
- Wechselwirkungen
- Nebenwirkungen
- Folgen einer Überdosierung
- Absetzen nach Ende der Therapie
Besonders in der Gruppe der jungen Erwachsenen war in den letzten Jahren ein starker Anstieg an depressiven Erkrankungen festzustellen. Die Betroffenen können sich bei folgenden Institutionen Rat und Hilfe holen:
Caritas Deutschland
Deutscher Caritasverband e. V.
Karlstraße 40
79104 Freiburg
Deutschland
Telefon: +49 (0)761 200-0
Internetseite: www.caritas.de
E-Mail: info@caritas.de
BApK – Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e.V.
Oppelner Str. 130
D-53119 Bonn
Telefon: (0228) 710 024-00
Fax: (0228) 710 024-29
Mail: bapk(at)psychiatrie.de
Zahlen und Fakten zum Thema Depression
Obwohl laut neuesten Schätzungen allein in Deutschland rund vier Millionen und weltweit mehr als 350 Millionen Menschen von einer Depression betroffen sind, ist dies immer noch ein Tabu-Thema. Während man allgemein auf Verständnis und Mitgefühl stößt, wenn man an einer organischen Krankheit leidet, werden depressive Menschen oft mit einem verständnislosen Kopfschütteln bedacht.
Dabei schränkt eine Depression die Lebensqualität sehr stark ein und verursacht aufgrund der Krankschreibungen hohe volkswirtschaftliche Kosten. Betroffene fehlen durchschnittlich 35 bis 50 Arbeitstage.
Es gibt einige beunruhigende Zahlen, die das Ausmaß des Problems depressiver Erkrankungen verdeutlichen:
- jeder dritte Einsatz des Notarztes erfolgt aufgrund von psychischen Krisen
- nur 35 Prozent der Betroffenen lassen sich ärztlich behandeln
- in der Altersgruppe von 15 bis 35 Jahren sind Suizide die zweithäufigste Todesursache
- 8,3 Prozent der Bevölkerung sind von depressiven Erkrankungen betroffen
- depressive Phasen dauern ohne Behandlung sechs bis neun Monate
- die Rückfallquote liegt nach der ersten Phase bei ungefähr 50 Prozent
- nach drei depressiven Episoden steigt die Rückfallquote auf 90 Prozent
- alle 53 Minuten begeht ein Mensch in Deutschland Selbstmord
- alle vier Minuten versucht ein Mensch in Deutschland, sich zu töten
- obwohl doppelt so viele Frauen unter einer Depression leiden, ist die Selbstmordrate bei Männern um 300 Prozent höher als bei Frauen
- die Zahl der betroffenen jungen Erwachsenen steigt ständig
- 80 Prozent befürchten zu Unrecht, das Antidepressiva zur Sucht führen
Wirkung von Citalopram
Citalopram gehört zur zweiten Generation der Antidepressiva, genauer gesagt zur Gruppe der SSRI (Selective Serotonin Re-uptake Inhibitor – selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer). Der Wirkstoff wurde im Jahr 1989 entwickelt und ist seit 1996 in Deutschland zugelassen. Citalopram gilt als überdurchschnittlich verträglich.
Der Arzneistoff greift regulierend in den Hirnstoffwechsel ein und harmonisiert den Serotoninhaushalt. Seit längerem wird vermutet, dass eine zu geringe Konzentration von Botenstoffen wie Serotonin im Nervenwasser des Gehirns für depressive Erkrankungen verantwortlich ist.
Serotonin wird von Nervenzellen freigesetzt und dockt an anderen Nervenzellen an. Auf diese Weise erfolgt die Reizübertragung zwischen den Zellen. Nach dem Andocken an den entsprechenden Rezeptor wird der Neurotransmitter von der Zelle, die ihn ausgesendet hat, wiederaufgenommen und dort recycelt. Vollzieht sich dieser Vorgang zu schnell, sinkt die Konzentration des Serotonins im Nervenwasser. Serotonin ist jedoch essentiell für eine Aufhellung der Stimmung und die Linderung von Ängsten.
Citalopram sorgt durch Blockierung des Transporters dafür, dass sich die Wiederaufnahme des Neurotransmitters verzögert und somit dessen Konzentration im Nervenwasser erhöht wird.
Sonderstellung von Citalopram unter den SSRI
Citalopram wirkt ausschließlich auf den Serotoninspiegel und deshalb sind weniger problematische Wirkungen zu beobachten als beispielsweise bei den Medikamenten der ersten Generation und anderen SSRI. Der Arzneistoff entfaltet fast keine Wirkung auf Rezeptoren im Gehirn oder im Nervensystem.
Des Weiteren ist die Toxizität des Wirkstoffs sehr gering, sodass selbst bei hoher Überdosierung nicht mit Folgeschäden gerechnet werden muss.
Anwendungsgebiete von Citalopram
Der therapeutische Nutzen von Arzneimitteln zur Behandlung von depressiven Verstimmungen wurde lange Zeit angezweifelt. Das lag unter anderem daran, dass es unwahrscheinlich erschien, dass Depressionen körperliche Ursachen, beispielsweise einen zu niedrigen Serotoninspiegel, haben.
Es wurde davon ausgegangen, dass belastende Lebensumstände oder erlittene Traumata zur Depression führen und deshalb eine Psychotherapie die geeignetere Methode zur Behandlung sei.
Heute sind die Zusammenhänge zwischen dem Serotoninhaushalt und der Stimmung sowie Ängsten gut erforscht und Medikamente, die Citalopram beinhalten, werden eingesetzt, um verschiedene psychische Erkrankungen zu behandeln:
- Depressionen
- Angststörungen
- Panikattacken
- Posttraumatische Belastungsstörungen
- Persönlichkeitsstörungen
- Residualzustände nach Schizophrenie
Einnahme und Dosierung
Die Verabreichung erfolgt in Tablettenform. Es sind Tabletten mit 10, 20, 30 oder 40 Milligramm verfügbar.
- Tagesdosis üblicherweise 20 Milligramm
- Höchstdosis pro Tag: 40 Milligramm
- Anfangsdosis: 10 Milligramm
Es ist empfehlenswert, mit einer niedrigen Dosis zu starten und diese langsam zu steigern, bis ein zufriedenstellender Erfolg der Therapie erreicht wird. Anders als die Medikamente der ersten Generation entfaltet dieses Psychopharmakon eine anregende Wirkung und sollte daher morgens eingenommen werden.
Citalopram wird erst nach 36 Stunden zu 50 Prozent abgebaut, sodass eine einmalige Gabe am Tag ausreichend ist. Werden Patienten stationär behandelt, wird das Antidepressivum auch als Infusion verabreicht.
Wechselwirkungen mit Citalopram
Durch die Einnahme von Citalopram wird sowohl die Intensität als auch die Dauer der Wirkung anderer Arzneimittel beeinflusst. Präparate, die hoch dosiertes Johanniskraut enthalten und oft als frei verkäufliche Medikamente gegen depressive Verstimmungen eingenommen werden, können die Wirkung erheblich verstärken. Der Konsum von Alkohol während der Therapie hat teilweise extrem unangenehme Folgen uns sollte deshalb unterbleiben.
In Kombination mit antidepressiv wirkenden Medikamenten aus der Gruppe der MAO-Hemmer kann sich das potentiell lebensbedrohliche Serotonin-Syndrom entwickeln. Deshalb ist die gleichzeitige Verschreibung nicht möglich.
Darüber hinaus sollte keine Therapie mit weiteren Wirkstoffen, die den Serotonin-Haushalt beeinflussen, erfolgen. Folgende Medikamente dürfen erst nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt eingenommen werden:
- Triptane (Arzneimittel zur Behandlung von Migräne)
- Opiod-Schmerzmittel
- milde Schlafmittel, die Serotonin-Vorstufen enthalten (Tryptophan, 5-HTP)
- Trizyklika – Wirkstoffe der ersten Generation
- bestimmte Antibiotika
- bestimmte Asthma-Medikamente (Salbutamol, Terbutalin)
- Arzneimittel gegen Erkältungen (Pseudoephedrin, Ephedrin, Phenylpropanolamin)
Citalopram: Nebenwirkungen
Dieses Antidepressivum ist dafür bekannt, dass es relativ wenige unerwünschte Wirkungen verursacht und von den meisten Patienten gut vertragen wird.
Dennoch kann es besonders in den ersten Wochen der Einnahme zu folgenden Wirkungen kommen:
- Mundtrockenheit
- Übelkeit
- Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme
- Durchfall
- Muskelschmerzen
- Schlafstörungen
- Ängstlichkeit
- Aggressivität
- Verwirrtheit
- Nervosität
- Sehstörungen
- Hörstörungen
- Herzklopfen
- niedriger Blutdruck
- Verschlechterung der Leberwerte
- sexuelle Funktionsstörungen
In seltenen Fällen kommt es aufgrund von gesteigertem Appetit zur Gewichtszunahme. Außerdem wird ein Anstieg der Suizidalität in den ersten zwei bis vier Wochen der Einnahme beobachtet, da erst dann der antidepressive Effekt eintritt. In dieser Zeit sollten die Patienten deshalb besonders intensiv von ihrem Arzt betreut werden.
Citalopram: Folgen einer Überdosierung
Eine Überdosierung führt schlimmstenfalls zum sogenannten Serotonin-Syndrom, das zu einer potentiell lebensbedrohlichen Situation werden kann. Besonders wenn parallel weitere Antidepressiva eingenommen werden, die ebenfalls zu einer Anhebung des Serotoninspiegels führen, besteht die Gefahr, dass die Konzentration dieses Neurotransmitters im Nervenwasser zu stark ansteigt.
Folgende Symptome sollten Anlass sein, sofort einen Arzt zu konsultieren:
- Unruhe
- Schweißausbrüche
- Herzrasen
- starker Anstieg des Blutdrucks
- Halluzinationen
- Zittern und Muskelzuckungen
- starke Muskelschmerzen
- Erbrechen
- erweiterte Pupillen
- Aggressivität
Das Serotonin-Syndrom ist ein Notfall, der unbehandelt zum Multiorganversagen führen kann und in einigen Fällen einer intensivmedizinischen Behandlung bedarf.
Citalopram absetzen nach Ende der Therapie
Das Beenden der Therapie erfolgt über das Ausschleichen, wobei die Dosierung langsam reduziert wird. In seltenen Fällen bereitet das Absetzen des Medikaments den Patienten große Probleme. Übelkeit, Kopfschmerzen, Erbrechen, Schlaflosigkeit und Schwindel sind die Folge.
Es wird vermutet, dass bei Patienten, die unter derartigen Problemen leiden, durch Einnahme von Citalopram über einen langen Zeitraum körperliche Veränderungen verursacht wurden. Der Körper reagiert dann weniger empfindlich auf Serotonin. Experten bezeichnen dieses Phänomen als SSRI-Absetzungssyndrom (SSRI Discontinuation Syndrome) und plädieren für eine weitere Untersuchung der Zusammenhänge
In welchen Fällen sollte Citalopram nicht eingenommen werden?
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sollten nicht mit diesem Antidepressivum therapiert werden. Bei älteren Patienten über 65 Jahren sollte nur die halbe Dosis verabreicht werden. Menschen, die unter einer Schädigung der Leber leiden, müssen besonders engmaschig betreut werden, da der Arzneistoff über die Leber abgebaut wird.
Von einer Verschreibung während der Schwangerschaft ist ebenfalls abzuraten, weil der der Arzneistoff die Plazentaschranke überwindet. Das hat besonders bei einer Verabreichung im letzten Schwangerschaftsdrittel Folgen für das Baby. Absetzungserscheinungen nach der Geburt erschweren dem Kind den Start ins Leben erheblich.
Patienten, die von Suizidgedanken gequält werden, sollten nur bei einer stationären Überwachung mit diesem Antidepressivum behandelt werden. Patienten, die unter Vorerkrankungen des Herzkreislauf-Systems leiden, bedürfen ebenfalls einer sehr engmaschigen Überwachung.
Citalopram: Hilfe für über eine Million Menschen in Deutschland
Im Jahr 2016 wurden in Deutschland 290 Millionen Tages-Dosen dieses Wirkstoffs verschrieben. Citalopram ist somit das meistverschriebene Antidepressivum und wird von mehr als einer Million Menschen eingenommen. Das Mittel wirkt relativ schnell antriebssteigernd, aber erst nach zwei bis sechs Wochen stimmungsaufhellend.
Darin liegt die Gefahr des Arzneistoffs, denn in dieser Anfangszeit steigt das Risiko, dass suizidgefährdete Menschen ihre Pläne tatsächlich durchführen. Die dunklen Gedanken sind immer noch vorhanden, der Antrieb und somit der Drang, die eigenen Pläne umzusetzen, ist jedoch bereits gesteigert. Eine intensive ärztliche Betreuung der Patienten ist somit erforderlich.
Ein Vorteil des Wirkstoffs besteht darin, dass er in der Leber abgebaut wird, ohne dort Enzyme zu blockieren wie dies bei anderen Antidepressiva der Fall ist. Das Nebenwirkungsprofil des Antidepressivums ist günstiger als das anderer Wirkstoffe. In Kombination mit einer Psychotherapie werden gute Erfolge bei der Behandlung von Depressionen erzielt.
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