Neurodermitis stellt eine der häufigsten Hautkrankheiten dar. Eines der typischen Symptome ist dabei ein starker Juckreiz. Manchmal stellen die Ärzte jedoch auch ohne Juckreiz diese Diagnose. Das sorgt bei den Patienten häufig für viel Verwirrung.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Neurodermitis: Eines der häufigsten Hautprobleme ( Video)
Hautkrankheiten kommen in Deutschland sehr oft vor. Umfragen haben gezeigt, dass rund ein Drittel der Bevölkerung mit einer Hautkrankheit oder mit anderen Beschwerden in diesem Bereich zu kämpfen hat. Sehr häufig handelt es sich dabei um Neurodermitis. Das ist die umgangssprachliche Bezeichnung für das atopische Ekzem. Weitere Bezeichnungen für diese Krankheit lauten atopische Dermatitis und endogenes Ekzem.
Der Wortbestandteil Neuro – der sich auf das Nervensystem bezieht – kommt daher, dass die Mediziner im 19. Jahrhundert davon ausgingen, dass eine Erkrankung der Nerven diese Krankheit auslöse. Das ist mittlerweile jedoch eindeutig widerlegt. Daher ist dieser Begriff eigentlich irreführend und kommt in neueren medizinischen Publikationen nur noch selten vor.
Neurodermitis zählt zu den häufigsten Hautkrankheiten in Deutschland. Befragungen kommen zu dem Ergebnis, dass in Deutschland rund 10 Prozent der Bevölkerung – also rund 8 Millionen Menschen – bereits einmal Probleme mit dieser Krankheit hatte. Allerdings sind dabei auch Fälle inbegriffen, bei denen die Krankheit wieder abgeklungen ist.
Akut betroffen ist nur rund die Hälfte – also 5 Prozent der Bevölkerung. Dieses Problem tritt nicht nur in Deutschland häufig auf, sondern auch in den übrigen Industriestaaten. Daher handelt es sich bei der Neurodermitis um eine der häufigsten Hautkrankheiten weltweit.
Video: Neurodermitis: Fünf Regeln für eine bessere Haut | Die Ernährungs-Docs | NDR
Probleme durch Neurodermitis nehmen stark zu
Wenn man die Statistiken zur Neurodermitis genauer betrachtet, ist dabei auffällig, dass diese Erkrankung in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen hat. Außerdem sind aktuell wesentlich mehr Kinder davon betroffen, als Erwachsene. Auch das lässt sich eindeutig aus den Statistiken zu dieser Krankheit herauslesen.
Je nach Erhebung liegt die Häufigkeit bei Kindern zwischen 8 und 16 Prozent. Das zeigt deutlich, dass sich die Verbreitung des atopischen Ekzems ausbreitet, sodass immer mehr Menschen unter diesem Problem leiden. Die Gründe für diesen starken Anstieg sind nicht eindeutig geklärt.
Viele Forscher gehen davon aus, dass er mit einer Zunahme der Allergien zusammenhängt, die ebenfalls zu beobachten ist. Allergien gelten als ein möglicher Auslöser für diese Krankheit. Auch veränderte Lebensumstände können den Anstieg bewirkt haben – beispielsweise dass sich die Kinder heutzutage deutlich seltener im Freien aufhalten als früher.
Eine weitere These sagt aus, dass der Anstieg des atopischen Symptoms auf stärkere Hygienemaßnahmen zurückzuführen ist. Durch ein immer hygienischeres Umfeld reagiert das Immunsystem auf eigentlich harmlose Auslöser immer häufiger mit übertriebenen Abwehrreaktionen.
Die typischen Symptome für das atopische Ekzem ( Video)
Um diese Krankheit zu verstehen, ist es wichtig, sich mit ihren Symptomen auseinanderzusetzen. Da der eigentliche Auslöser nicht genau geklärt ist, erstellen die Ärzte ihre Diagnose ausschließlich anhand der äußeren Symptome, die dabei auftreten. Neurodermitis zeigt sich an einer sehr trockenen und empfindlichen Haut. Die natürliche Barrierefunktion ist dabei gestört.
Dieses Symptom tritt dauerhaft auf. Darüber hinaus kommt es immer wieder zu akuten Schüben. Diese machen sich an einem deutlich sichtbaren Hautausschlag mit einer starken Rötung bemerkbar. Verschiedene Provokationsfaktoren lösen diese Schübe aus. Die genauen Ursachen sind jedoch von Patient zu Patient unterschiedlich.
Ein wichtiger Provokationsfaktor ist beispielsweise die Schweißbildung und die damit einhergehende Feuchtigkeit. Aus diesem Grund tritt Neurodermitis häufig in Körperregionen auf, die davon besonders stark betroffen sind: in den Kniekehlen und in den Armbeugen. Doch gibt es noch viele weitere mögliche Ursachen für das akute Ausbrechen der Neurodermitis.
Hierzu zählen
- kratzende Kleidungsstücke,
- Allergien,
- bestimmte Nahrungsmittel,
- Stress,
- UV-Strahlung,
- Infekte
- und häufiges Waschen der betroffenen Körperstellen.
Wie bereits erläutert, tritt der Ausschlag besonders häufig in den Kniekehlen und in den Armbeugen auf. Doch stellt auch das Gesicht eine häufig betroffene Zone dar. In den übrigen Körperregionen ist der Hautausschlag zwar deutlich seltener, er kann aber prinzipiell in allen Bereichen auftreten.
Ein weiteres Symptom ist ein starker Juckreiz. Dieser stellt für die Betroffenen meistens das größte Problem dar. Wenn der Ausschlag auftritt, juckt die betroffene Stelle. Das führt dazu, dass sich die Patienten kratzen, wodurch die Haut verletzt wird. Dadurch entstehen Entzündungen, die den Juckreiz weiter verstärken.
Auf diese Weise entsteht ein fataler Kreislauf, der die Symptome immer weiter verstärkt. Das führt häufig zu stark entzündeten Wunden, die dauerhafte Narben hinterlassen. Außerdem verursacht der Juckreiz oftmals Schlafstörungen. Insbesondere kleine Kinder können sich kaum kontrollieren und kratzen stark an den betroffenen Stellen.
Video: Neurodermitis – Behandlung ohne Kortison
Neurodermitis ohne Juckreiz: Ist das überhaupt möglich?
Der vorherige Abschnitt hat aufgezeigt, dass ein starker Juckreiz zu den wesentlichen Symptomen der Neurodermitis gehört. Allerdings kommt es gelegentlich vor, dass ein Arzt dem Patienten diese Krankheit diagnostiziert, obwohl kein Juckreiz vorhanden ist. Für die Betroffenen ist dies sicherlich positiv, da der Juckreiz eines der größten Probleme des atopischen Ekzems darstellt.
Tritt dieser nicht auf, reduziert das das Leiden beträchtlich. Allerdings kommt es in diesem Fall häufig zu Zweifeln, ob Neurodermitis ohne Juckreiz überhaupt möglich ist. Schließlich handelt es sich hierbei um eines der wesentlichen Symptome dieser Hautkrankheit.
Die Frage, ob es Neurodermitis ohne Juckreiz geben kann, ist unter Dermatologen umstritten.
Manche Hautärzte vertreten die These, dass dieses Symptom ein Ausschlusskriterium für diese Krankheit darstellt. Das bedeutet, dass wenn die Haut nicht juckt, kein atopisches Ekzem vorliegt. Andere Mediziner sehen dieses Kriterium nicht als ganz so relevant an.
Zwar zählt der Juckreiz zu den wesentlichen Symptomen der Neurodermitis. Wenn jedoch alle weiteren Symptome auftreten und nur der Juckreiz fehlt, diagnostizieren Sie diese Krankheit dennoch. In diesem Fall handelt es sich dann um eine Sonderform der Neurodermitis. Wenn Ihre Haut sehr trocken ist und beim Auftreten bestimmter Provokationsfaktoren mit einem starken Hautausschlag reagiert, dann kann es sich nach dieser Sichtweise ebenfalls um Neurodermitis handeln.
Um zu klären, ob tatsächlich ein atopisches Ekzem vorliegt, führen die Mediziner häufig eine intensive Befragung der Betroffenen durch. Auf diese Weise versuchen sie herauszufinden, in welchen Situationen die Reaktion auftritt, durch welche Faktoren sie beeinflusst wird, ob sie mit einem Juckreiz einhergeht und mit welcher Häufigkeit es zu den entsprechenden Problemen kommt. Die Antworten auf diese Fragen stellen einen wichtigen Teil der Diagnose dar.
Bei vielen Patienten tritt das atopische Ekzem zwar nicht grundsätzlich ohne Juckreiz auf, allerdings ist dieser nicht besonders stark ausgeprägt und auch nicht dauerhaft vorhanden. Das stellt bei dieser Krankheit eine typische Erscheinung dar. Viele Patienten berichten beispielsweise davon, dass tagsüber kein Juckreiz auftritt. Erst abends oder in der Nacht beginnt die Haut zu jucken.
Zum typischen Verlauf der Krankheit zählt auch, dass sie in den nicht akuten Phasen ohne Juckreiz abläuft. Erst wenn sich das Ekzem durch einen bestimmten Provokationsfaktor ausbildet, tritt der Juckreiz hingegen auf.

Wenn der Juckreiz nur gelegentlich auftritt und nicht allzu stark ausgeprägt ist, dann kann es sich bei der Hautkrankheit durchaus um Neurodermitis handeln. (#01)
Welche anderen Hautkrankheiten kommen infrage?
Wenn der Juckreiz nur gelegentlich auftritt und nicht allzu stark ausgeprägt ist, dann kann es sich bei der Hautkrankheit durchaus um Neurodermitis handeln. Das liegt noch innerhalb des typischen Verlaufs. Wenn die Krankheit jedoch ganz ohne Juckreiz abläuft, ist das sehr untypisch für das atopische Ekzem.
Aus diesem Grund liegt der Verdacht nahe, dass eventuell eine andere Krankheit die Probleme verursacht. Es gibt viele weitere Hautkrankheiten, die zu ähnlichen Ausschlägen auf der Haut führen, die jedoch keinen Juckreiz hervorrufen.
Bei Ekzemen ohne Juckreiz handelt es sich häufig um eine Kontaktdermatitis. Diese tritt auf, wenn die Haut in Kontakt zu einem bestimmten Stoff kommt, den sie nicht verträgt. Im Gesicht ist dieses Phänomen besonders häufig, da insbesondere Kosmetika eine Kontaktdermatitis auslösen können. Die betroffenen Stellen sind meistens durch stark gerötete Flecken gekennzeichnet.
Bei Neugeborenen kommt es häufig zu Verwechslungen mit dem seborrhoischen Ekzem. Dieses tritt häufig direkt nach der Geburt auf. Neurodermitis wird jedoch in der Regel erst ab dem dritten Lebensmonat diagnostiziert. Das seborrhoische Ekzem verläuft normalerweise ohne Juckreiz und heilt von selbst ab.
Die Psoriasis – umgangssprachlich als Schuppenflechte bezeichnet – stellt eine der häufigsten Hautkrankheiten dar. Der Juckreiz ist dabei deutlich weniger stark ausgeprägt als beim atopischen Ekzem. Manchmal verläuft die Krankheit auch ganz ohne Juckreiz. Das Erscheinungsbild ist dabei recht ähnlich.
Allerdings sind die betroffenen Stellen stärker abgegrenzt und dicker als beim atopischen Ekzem. Einen weiteren Hinweis kann der Zeitpunkt der Hauterkrankung geben. Während das atopische Ekzem insbesondere bei Kindern sehr häufig vorkommt, ist die Psoriasis bei älteren Menschen weit verbreitet.

Die Behandlung des atopischen Ekzems ohne Juckreiz läuft grundsätzlich ähnlich ab wie beim gewöhnlichen Krankheitsbild.(#02)
Behandlung bei Neurodermitis ohne Juckreiz
Die Behandlung des atopischen Ekzems ohne Juckreiz läuft grundsätzlich ähnlich ab wie beim gewöhnlichen Krankheitsbild. Im Mittelpunkt steht dabei, die Ursachen für das Auftreten zu erforschen. Durch intensive Gespräche mit den Betroffenen versuchen die Ärzte herauszufinden, welche Provokationsfaktoren die Probleme verursachen.
Dazu ist es wichtig, dass die Patienten bei jedem neuen Auftreten der Krankheit genau festhalten, was sie gegessen haben, ob sie ein Medikament eingenommen haben, ob sie stark geschwitzt haben und welche weiteren Umstände das Ausbrechen des Ausschlags begleitet haben. Auf diese Weise lassen sich durch eine längere Beobachtung die Provokationsfaktoren meistens sehr gut bestimmen. Einer der wesentlichen Bestandteile der Therapie besteht dann darin, diese Provokationsfaktoren so gut wie möglich zu vermeiden.
Darüber hinaus ist es häufig notwendig, die Ekzeme zu behandeln, um zu verhindern, dass diese sich weiter entzünden. Bei einer geringeren Ausprägung ist dabei eine äußerliche Behandlung mit Glucocorticoiden ausreichend. In besonders schweren Fällen ist hingegen eine systemische Behandlung notwendig. Die entsprechenden Stoffe wirken entzündungshemmend und verhindern außerdem eine Überreaktion des Immunsystems.
Beim gewöhnlichen Ablauf des atopischen Ekzems besteht ein wesentlicher Bestandteil der Therapie darin, den Juckreiz zu unterbinden. Das ist sehr wichtig, um die Beschwerden der Patienten zu lindern und um Folgeerkrankungen durch das Kratzen zu vermeiden. Diese Behandlung ist selbstverständlich nicht notwendig, wenn die Krankheit ohne Juckreiz abläuft.

Patienten, die an einem atopischen Ekzem ohne Juckreiz leiden, haben in der Regel viele Fragen und zweifeln an der Diagnose der Ärzte.(#03)
Hilfe bei Problemen durch Neurodermitis ohne Juckreiz
Patienten, die an einem atopischen Ekzem ohne Juckreiz leiden, haben in der Regel viele Fragen und zweifeln an der Diagnose der Ärzte. Hinzu kommen Ängste, dass es sich um eine Verwechslung handeln könnte. Schließlich erfordern andere Krankheiten auch eine unterschiedliche Behandlung.
Daher ist es in diesem Fall besonders wichtig, die Fragen und Zweifel genau mit dem Arzt zu besprechen. Wenn Sie diesem genau erklären, dass kein Juckreiz auftritt und dass sie daher Zweifel an der Diagnose haben, erklärt Ihnen dieser genau, weshalb er dennoch zu diesem Schluss gekommen ist – und manchmal zieht er auch eine andere Krankheit in Betracht. Sehr hilfreich ist auch der Austausch mit anderen Betroffenen. Zu diesem Zweck können Sie sich an den Bundesverband Neurodermitis e.V. wenden.
Dieser ist unter folgender Adresse erreichbar:
Bundesverband Neurodermitis e.V.
Heerstraße 189-191
56154 Boppard
Tel.: 06742 87 13 -0
Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: Emelianova Marina -#01: SAYAN MOONGKLANG -#02: Kaspars Grinvalds _-#03: Ternavskaia Olga Alibec