Neurodermitis, auch bekannt als atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis, ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die in Schüben auftritt und oft Kopfhaut, Gesicht und Hände betrifft. Ein quälender Juckreiz begleitet häufig die Symptome. Während Neurodermitis am häufigsten Kinder betrifft, insbesondere in den ersten Lebensjahren, können auch Erwachsene davon betroffen sein. Erfahren Sie mehr über die Symptome, Ursachen, Auslöser (Trigger), Behandlung und Prognose der Neurodermitis!
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Aktuelles
2024-03-11 – Studie bringt Hoffnung für Neurodermitis-Patienten
Die Hautklinik der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen sucht Probanden für eine Studie mit dem neuen Medikament Lebrikizumab zur Behandlung von Neurodermitis. Das Medikament hemmt das Zytokin Interleukin 13, das die gestörte Hautbarriere und den quälenden Juckreiz verursacht. Personen ab 12 Jahren mit moderater bis schwerer Neurodermitis können teilnehmen. Die sechsmonatige Phase-3b-Studie erfordert keine laufende systemische Behandlung. Interessierte können sich per E-Mail an das Studienzentrum Oberhausen wenden. Neurodermitis, eine unheilbare Hauterkrankung, betrifft ein bis drei Prozent der Erwachsenen in Deutschland und erfordert eine lebenslange Bewältigung.
2023-11-23 – Neurodermitis-Fälle nehmen deutlich zu
Die Diagnose Neurodermitis nimmt in Hamburg zu, zeigt eine Analyse des BARMER Instituts. Von 2012 bis 2022 stieg die Anzahl der Betroffenen von 75.500 auf knapp 85.000. Besonders Kinder bis neun Jahre sind betroffen (11,3%), gefolgt von 10- bis 19-Jährigen (6,1%). Die Rate sinkt ab dem 20. Lebensjahr auf gut zwei Prozent. Die Krankheit ist nicht ansteckend, aber belastend durch juckenden Hautausschlag. Faktoren wie Rauchen, Luftverschmutzung, Hygiene und Stress können das Leiden verschlimmern. Etwa 4,9% der Frauen und vier Prozent der Männer in Hamburg waren 2022 betroffen. Der Hautarzt entscheidet über die Behandlung.
Neurodermitis: Eine häufige Herausforderung der Haut
Hauterkrankungen sind in Deutschland weit verbreitet. Umfragen zeigen, dass ungefähr ein Drittel der Bevölkerung mit Hauterkrankungen oder ähnlichen Beschwerden zu kämpfen hat. Eine besonders verbreitete Erkrankung ist Neurodermitis, auch bekannt als atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis.
Neurodermitis zählt zu den häufigsten Hauterkrankungen in Deutschland. Etwa 10 Prozent der Bevölkerung, was ungefähr 8 Millionen Menschen entspricht, haben bereits Erfahrungen mit dieser Krankheit gemacht. Dies beinhaltet jedoch auch Fälle, in denen die Krankheit abgeklungen ist.
Etwa die Hälfte dieser Personen, was etwa 5 Prozent der Bevölkerung entspricht, sind akut betroffen. Dieses Problem tritt nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Industrieländern häufig auf. Daher ist Neurodermitis eine der weltweit verbreitetsten Hauterkrankungen.
Neurodermitis: Anzeichen und Beschwerden
Klassische Anzeichen von Neurodermitis sind entzündliche Hautveränderungen, die oft von einem quälenden Juckreiz begleitet werden. Diese Erscheinungen treten nicht kontinuierlich auf, sondern in Schüben, wobei symptomfreie Intervalle von Phasen mit starken Beschwerden abgelöst werden. Häufig werden diese Schübe durch bestimmte Auslöser wie Allergene oder Umweltfaktoren verursacht.
Die Symptome von Neurodermitis können individuell stark variieren: Während einige Patienten die Krankheit eher mild erleben, leiden andere unter intensiven Beschwerden. Zudem spielt das Alter eine Rolle, sowohl in Bezug auf die Art der Symptome als auch auf ihre Lokalisation am Körper.
Neurodermitis-Anzeichen bei Kindern
Normalerweise beginnt Neurodermitis bei Babys im Gesicht und auf der behaarten Kopfhaut, wo sich oft Milchschorf bildet – gelblich-weiße Schuppenkrusten auf geröteter Haut, die an verbrannte Milch erinnern.
Neben dem Kopf sind bei Säuglingen auch die Streckseiten ihrer Arme und Beine häufig betroffen, wo unscharf begrenzte, gerötete, juckende und nässende Hautveränderungen auftreten.
Diese können auch am restlichen Körper auftreten, jedoch bleiben die Säuglinge im Allgemeinen im Windelbereich, an den Genitalien und am Po sowie im oberen Drittel der Beine symptomfrei.
Wenn Kinder älter werden, verändern und verlagern sich die Neurodermitis-Anzeichen typischerweise: Die eher trockenen Ekzeme treten jetzt bevorzugt in den Ellenbeugen, Handgelenken und Kniekehlen auf.
Oft sind auch die Oberschenkel (Rückseite), der Po, der Nacken, das Gesicht und die Augenlider von den Hautveränderungen betroffen.
Im Laufe der Zeit verdickt sich die Haut an den betroffenen Stellen, was Mediziner als „Flechtenbildung“ oder „Lichenifikation“ bezeichnen. Die Hautstruktur wird grober.
Video: Was passiert bei Neurodermitis im Körper?
Neurodermitis-Symptome bei Erwachsenen und Kindern
Symptome | Erwachsene | Kinder |
---|---|---|
Lokalisation | Hände, Füße, Kopfhaut, Ohrläppchen, Lippen | Gesicht, Kopfhaut, Arm- und Kniebeugen, Torso |
Hautveränderungen | Ekzeme, juckende Krusten, gerötete Ohrläppchen | Milchschorf, gerötete, juckende Hautstellen |
Weitere Beschwerden | Brennen an Lippen, Verdauungsprobleme | Schlafstörungen durch Juckreiz, erhöhtes Allergierisiko |
Häufige Auslöser | Stress, Allergene, UV-Strahlung | Allergene, Infektionen, Reibung |
Probleme durch Neurodermitis nehmen stark zu
Wenn man sich die Statistiken zur Neurodermitis genauer ansieht, fällt auf, dass die Häufigkeit dieser Erkrankung in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen hat.
Aktuell sind deutlich mehr Kinder davon betroffen als Erwachsene, wie aus den Statistiken eindeutig hervorgeht. Die Prävalenz bei Kindern liegt je nach Studie zwischen 8 und 16 Prozent.
Dies verdeutlicht, dass sich das atopische Ekzem immer weiter verbreitet und zunehmend mehr Menschen unter diesem Problem leiden. Die genauen Gründe für diesen starken Anstieg sind noch nicht vollständig geklärt.
Einige Forscher vermuten, dass dies mit der zunehmenden Häufigkeit von Allergien zusammenhängen könnte, die ebenfalls beobachtet wird.
Allergien gelten als potenzieller Auslöser für diese Krankheit. Es wird auch angenommen, dass veränderte Lebensumstände, wie etwa eine geringere Zeit, die Kinder heutzutage im Freien verbringen, zu diesem Anstieg beitragen könnten.
Eine weitere Hypothese besagt, dass der Anstieg der neurodermitischen Symptome auf verstärkte Hygienemaßnahmen zurückzuführen sein könnte.
Durch eine zunehmend hygienische Umgebung reagiert das Immunsystem möglicherweise immer empfindlicher auf eigentlich harmlose Reize und zeigt vermehrt übermäßige Abwehrreaktionen.
Die typischen Anzeichen von Neurodermitis
Diese Symptome sind chronisch vorhanden. Zusätzlich treten immer wieder akute Schübe auf, die sich durch einen deutlich sichtbaren Hautausschlag mit ausgeprägter Rötung auszeichnen. Verschiedene Trigger können diese Schübe auslösen, wobei die genauen Ursachen von Patient zu Patient unterschiedlich sind.
Ein bedeutender Auslöser ist beispielsweise übermäßiges Schwitzen und die dadurch entstehende Feuchtigkeit. Daher tritt Neurodermitis häufig an Stellen auf, die besonders davon betroffen sind, wie den Kniekehlen und Armbeugen. Es gibt jedoch viele weitere potenzielle Ursachen für das akute Aufflammen von Neurodermitis.
Video: Neurodermitis – Behandlung ohne Kortison
Dazu gehören unter anderem:
- kratzende Kleidungsstücke,
- Allergien,
- bestimmte Nahrungsmittel,
- Stress,
- UV-Strahlung,
- Infektionen
- und häufiges Waschen der betroffenen Körperstellen.
Obwohl der Hautausschlag besonders häufig in den Kniekehlen und Armbeugen auftritt, ist auch das Gesicht häufig betroffen.
In anderen Körperregionen ist der Hautausschlag zwar weniger verbreitet, kann aber grundsätzlich überall auftreten.
Ein weiteres Symptom ist ein starker Juckreiz, der für die Betroffenen oft äußerst belastend ist. Wenn der Hautausschlag auftritt, verspüren sie an der betroffenen Stelle Juckreiz.
Dies führt dazu, dass sie kratzen, wodurch die Haut weiter geschädigt wird. Dadurch entstehen Entzündungen, die den Juckreiz verstärken.
Dieser Teufelskreis führt oft zu stark entzündeten Wunden, die dauerhafte Narben hinterlassen können. Außerdem führt der Juckreiz häufig zu Schlafstörungen.
Insbesondere kleine Kinder können den Juckreiz kaum kontrollieren und kratzen stark an den betroffenen Stellen.
Ist Neurodermitis ohne das typische Jucken überhaupt möglich?
Obwohl ein intensiver Juckreiz zu den hauptsächlichen Merkmalen von Neurodermitis gehört, gibt es gelegentlich Fälle, in denen Ärzte die Diagnose dieser Erkrankung stellen, obwohl der Patient keinen Juckreiz verspürt.
Für die Betroffenen mag dies eine Erleichterung sein, da der Juckreiz oft als eine der belastendsten Komponenten des atopischen Ekzems empfunden wird.
Das Fehlen von Juckreiz kann das Leiden erheblich mindern. Allerdings stellt sich in solchen Fällen häufig die Frage, ob Neurodermitis ohne Juckreiz überhaupt möglich ist. Schließlich gilt dieser als eines der Leitsymptome dieser Hauterkrankung.
Einige Hautärzte argumentieren, dass das Fehlen von Juckreiz ein Ausschlusskriterium für diese Krankheit darstellt. Demnach wird in Abwesenheit von Juckreiz kein atopisches Ekzem diagnostiziert.
Andere Mediziner betrachten dieses Kriterium als weniger entscheidend.
Obwohl Juckreiz ein wesentliches Symptom von Neurodermitis ist, wird die Diagnose dennoch gestellt, wenn alle anderen Symptome vorhanden sind und nur der Juckreiz fehlt.
In solchen Fällen handelt es sich um eine spezielle Form von Neurodermitis. Wenn Ihre Haut bei bestimmten Auslösern stark ausschlägt, obwohl kein Juckreiz vorhanden ist, könnte es sich nach dieser Auffassung ebenfalls um Neurodermitis handeln.
Um festzustellen, ob tatsächlich ein atopisches Ekzem vorliegt, führen Ärzte oft ausführliche Befragungen der Betroffenen durch. Sie versuchen herauszufinden, wann die Reaktion auftritt, welche Faktoren sie beeinflussen, ob sie von Juckreiz begleitet wird und wie häufig die Probleme auftreten. Die Antworten auf diese Fragen sind entscheidend für die Diagnose.
Bei vielen Patienten tritt Neurodermitis möglicherweise nicht ohne jeglichen Juckreiz auf, doch dieser ist möglicherweise nicht stark ausgeprägt und nicht dauerhaft vorhanden. Dies ist ein typisches Merkmal dieser Erkrankung. Viele Patienten berichten, dass sie tagsüber keinen Juckreiz verspüren, sondern erst am Abend oder in der Nacht.
Welche anderen Hautkrankheiten kommen infrage?
Wenn der Juckreiz nur gelegentlich auftritt und nicht allzu stark ausgeprägt ist, dann kann es sich bei der Hautkrankheit durchaus um Neurodermitis handeln.
Das liegt noch innerhalb des typischen Verlaufs. Wenn die Krankheit jedoch ganz ohne Juckreiz abläuft, ist das sehr untypisch für das atopische Ekzem.
Aus diesem Grund liegt der Verdacht nahe, dass eventuell eine andere Krankheit die Probleme verursacht.
Es gibt viele weitere Hautkrankheiten, die zu ähnlichen Ausschlägen auf der Haut führen, die jedoch keinen Juckreiz hervorrufen.
Bei Ekzemen ohne Juckreiz handelt es sich häufig um eine Kontaktdermatitis. Diese tritt auf, wenn die Haut in Kontakt zu einem bestimmten Stoff kommt, den sie nicht verträgt.
Im Gesicht ist dieses Phänomen besonders häufig, da insbesondere Kosmetika eine Kontaktdermatitis auslösen können. Die betroffenen Stellen sind meistens durch stark gerötete Flecken gekennzeichnet.
Video: Was hilft bei Psoriasis? Bei Schuppenflechte juckt und brennt die Haut | Die Ernährungs-Docs | NDR
Bei Neugeborenen kommt es häufig zu Verwechslungen mit dem seborrhoischen Ekzem. Dieses tritt häufig direkt nach der Geburt auf.
Neurodermitis wird jedoch in der Regel erst ab dem dritten Lebensmonat diagnostiziert. Das seborrhoische Ekzem verläuft normalerweise ohne Juckreiz und heilt von selbst ab.
Die Psoriasis – umgangssprachlich als Schuppenflechte bezeichnet – stellt eine der häufigsten Hautkrankheiten dar.
Der Juckreiz ist dabei deutlich weniger stark ausgeprägt als beim atopischen Ekzem. Manchmal verläuft die Krankheit auch ganz ohne Juckreiz. Das Erscheinungsbild ist dabei recht ähnlich.
Allerdings sind die betroffenen Stellen stärker abgegrenzt und dicker als beim atopischen Ekzem. Einen weiteren Hinweis kann der Zeitpunkt der Hauterkrankung geben. Während das atopische Ekzem insbesondere bei Kindern sehr häufig vorkommt, ist die Psoriasis bei älteren Menschen weit verbreitet.
Hilfe bei Problemen durch Neurodermitis ohne Juckreiz
Patienten, die an einem atopischen Ekzem ohne Juckreiz leiden, haben in der Regel viele Fragen und zweifeln an der Diagnose der Ärzte. Hinzu kommen Ängste, dass es sich um eine Verwechslung handeln könnte. Schließlich erfordern andere Krankheiten auch eine unterschiedliche Behandlung.
Daher ist es in diesem Fall besonders wichtig, die Fragen und Zweifel genau mit dem Arzt zu besprechen. Wenn Sie diesem genau erklären, dass kein Juckreiz auftritt und dass sie daher Zweifel an der Diagnose haben, erklärt Ihnen dieser genau, weshalb er dennoch zu diesem Schluss gekommen ist – und manchmal zieht er auch eine andere Krankheit in Betracht. Sehr hilfreich ist auch der Austausch mit anderen Betroffenen. Zu diesem Zweck können Sie sich an den Bundesverband Neurodermitis e.V. wenden.
Dieser ist unter folgender Adresse erreichbar:
Bundesverband Neurodermitis e.V.
Heerstraße 189-191
56154 Boppard
Tel.: 06742 87 13 -0
Fazit
Neurodermitis präsentiert sich nicht immer einheitlich. Das Fehlen von Juckreiz ist zwar ungewöhnlich, aber dennoch möglich. Die Symptome können vielfältig sein und variieren je nach Alter und individuellen Faktoren. Eine gründliche Untersuchung und Diagnose durch medizinische Fachkräfte sind entscheidend, um angemessene Behandlungsstrategien zu entwickeln und das Wohlbefinden der Betroffenen zu verbessern.