Haben Sie Beschwerden und haben Sie den Verdacht, unter einer Glutenunverträglichkeit zu leiden? Dann ist es gut, dass Sie hier gelandet sind und in unserer Checkliste der Symptome und Anzeichen prüfen, ob Ihre Beschwerden darin aufgeführt sind. Neben den Anzeichen gehen wir auch auf die Behandlung und das Vorbeugen ein.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Wenn der Weizen reizt: Glutenunverträglichkeit in unserer Zeit
Mit Gluten-Sensitivität nehmen wir eine Erscheinung unserer Zeit wahr. Weizensensitivität, wie sie auch genannt wird, bezieht sich allerdings nicht nur auf eine Unverträglichkeit von Weizen, sondern auch auf andere Getreide. Auch wenn Gluten im Namen geführt wird, können auch andere Bestandteile des Getreides Komplikationen herbeiführen. Nach aktuellen Schätzungen könnte die Glutenunverträglichkeit etwa sechs Prozent der Bevölkerung betreffen.
Die Verbreitung der Glutenunverträglichkeit in der Bevölkerung ist von Land zu Land sehr unterschiedlich, wie Studien gezeigt haben. Auch die Durchführung der Tests beeinflusst die erkannten Verbreitungsgrade. Diese schwanken zwischen 12 und 35 Prozent.
Betrachtet man die symptomatischen Fälle der Zöliakie, kommt man unter Berücksichtigung der durch Screeninguntersuchungen diagnostizierten Fälle auf andere Zahlen.
- USA 1:110
- Groß-Britannien 1:110
- Schweden 1:300
- Deutschland 1:500
- Dänemark: 1:500
Der Wert im Mittel der Welt liegt bei 1:270. Der Unterschied des Wertes von Schweden und dem genetisch Dänemark führt man auf eine unterschiedliche Ernährung der Säuglinge zurück. In Schweden ist es üblich, bereits sehr früh im Säuglingsalter getreidehaltige Beikost zuzufüttern.
Die von der Glutenunverträglichkeit ausgelöste Zöliakie scheint zudem eine Erkrankung unserer Zeit zu sein. Dies legen die Ergebnisse einer Untersuchung von Blutkonserven nahe. Bei dieser Untersuchung wurden Blutkonserven der Jahre 1950 und 2005 hinsichtlich der Zöliakienachweise verglichen. Die Blutkonserven des Jahres 2005 enthielten fünfmal so viele Erkrankungsnachweise.
Zöliakie oder nicht?
Eine Unverträglichkeit von Weizen ist oft Auslöser einer langfristigen Auto-Immunerkrankung, welche hauptsächlich den Dünndarm betrifft: die Zöliakie. Mediziner sprechen hier auch von einer glutensensitiven oder gluteninduzierten Enteropathie. Doch nicht immer ist die Gluten-Sensivität mit einer Zöliakie verbunden, auch wenn die Sensitivität sich ebenfalls auf den Darm niederschlägt.
In diesen Fällen spricht man von
- einer zöliakie-unabhängigen Weizenempfindlichkeit
- einer Nicht-Zöliakie-Gluten-Sensitivität
- einer Non Celiac Gluten Sensitivity (NCGS)
- einer Nicht-Zöliakie Weizen-Protein-Sensitivität
- einem Glutensensitiven Reizdarmsyndrom.
Wird Zöliakie festgestellt, sollte man bedenken, dass diese nach derzeitigem Stand der Forschung lebenslang bestehen bleiben wird. Zöliakie ist teilweise erblich und es besteht noch keine Möglichkeit zur Behandlung der Ursachen.
Habe ich Zöliakie? Gewissheit mit Bluttests
Wer den Verdacht der Zöliakie mit sich durch die Woche trägt, wird das Bedürfnis nach Gewissheit verspüren. Diese wiederum ist heute leicht erzielbar. Mit einem einfachen Test für Nahrungsmittelunverträglichkeit (auch für zuhause) kann Zöliakie festgestellt werden. Bei einem solchen Bluttest wird das Vorhandensein der Antikörper Transglutaminase, Endomysium und Gliadin untersucht.
Sind diese vorhanden, ist dies ein erster Indikator für Zöliakie. Natürlich muss die Diagnose noch endgültig abgesichert werden. Hierzu wird eine Dünndarmbiopsie durchgeführt. Sie ist völlig ungefährlich und dauert üblicherweise nur eine knappe Viertelstunde.
Der 30-Tage-Gluten-Test
Wer dem entgegen wirken möchte, hat hier eigentlich nur die Wahl der glutenfreien Ernährung. Wer beispielsweise für einen Zeitraum von 30 Tagen bei seiner Ernährung auf glutenhaltige Nahrungsmittel verzichtet kann leicht prüfen, ob Gluten eine Auswirkung auf sein Wohlbefinden hat. Stellt man in dieser Frist eine wesentliche Verbesserung des Wohlbefindens fest, tut man gut daran, von einer Unverträglichkeit auszugehen und die Ernährung dauerhaft umzustellen.
Wie kommt es zur Unverträglichkeit von Gluten?
Bleiben wir zunächst bei der Zöliakie, welche wesentlich besser erforscht ist wie ihr Geschwister NCGS. Zöliakie ist keine Allergie, wird vor allem durch das Getreideprotein und Klebereiweiß in den Körnern des Weizens hervorgerufen, das Gluten.
Die Überempfindlichkeit besteht vielfach nicht gegen das Klebereiweiß, sondern auch gegen andere Bestandteile des Korns. Und es können auch andere Getreidesorten sein, auf welche man überempfindlich reagiert.
Wo ist Gluten enthalten?
Bekannte Kandidaten sind hier:
- Weizen
- Bulgur
- Dinkel
- Einkorn
- Emmer
- Kamut
- Hafer
- Roggen
- Gerste
- Grünkern
- Triticale
Die ATI-Theorie (Video)
Neben dem Gluten befinden sich im Getreide verschiedene weitere Bestandteile, die Auslöser der Weizenunverträglichkeit sein können. Besonderes Augenmerk richtet man derzeit auf die sogenannten Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI). Mit den ATI wehrt sich das Getreide gegen Parasiten. Die ATI befinden sich in der Körnerhülle.
Nehmen wir beim Essen die ATI auf, reagiert unser Körper mit der Produktion von Entzündungsstoffen. Diese wiederum greifen die Darmschleimhaut an – und schädigen sie oft.
In der Landwirtschaft werden heute gezüchtete Weizensorten eingesetzt, welche einen besonders hohen ATI-Anteil aufweisen. Die Züchtung des hohen ATI-Anteils hatte zum Ziel, besonders resistente Weizensorten zu züchten – wodurch man gleichzeitig die Menge der eingesetzten Pestizide reduzieren konnte. Der Gedanke liegt nahe, dass man hier möglicherweise den Teufel mit Beelzebub ausgetrieben hat.
Gleichzeitig hat man in Regionen des Mittelmeers und ärmeren Ländern festgestellt, dass das dort regional hergestellte Brot verträglicher ist, als das industriell produzierte Brot aus Zuchtweizen oder aus China importierten Teiglingen.
Video: Ursachen der Gluten-Unverträglichkeit | Odysso | SWR
Diese Symptome wurden in Zusammenhang mit Glutenunverträglichkeit festgestellt (Video)
Wenn Sie eines oder mehrere der folgenden Symptome bei sich feststellen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Wie bereits weiter oben angeführt, kann ein Bluttest zu Hinweisen auf Zöliakie führen.
Doch generell ist es sinnvoll, sich auf eine Glutenunverträglichkeit wie auch auf die Gesundheit des Darms untersuchen zu lassen. Kann eine Zöliakie ausgeschlossen werden, besteht die Möglichkeit, eine Gluten-Sensitivität oder Weizensensitivität zu diagnostizieren.
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Probleme bei der Verdauung
Die Entzündung der Darmschleimhaut führt dazu, dass Nährstoffe nur schlecht aufgenommen werden. So verbleiben diese oft unverdaut im Darm. Häufig werden Blähungen, Durchfall und Verstopfung als Beschwerden genannt, die selbst bei Kindern auftreten können.
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Schwächung des Immunsystems
Die Schwächung des Immunsystems bewirkt eine erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten.
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Reizungen der Haut
Nicht immer wird Juckreiz auf der Haut mit Gluten in Verbindung gebracht. Dennoch zählen Hautveränderungen (beispielsweise Dermatitis herpetiformis Duhring) oder die Schuppenflechte und andere Hautekzeme zu den möglichen Symptomen und Begleiterkrankungen.
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Übelkeit
Häufig zeigt sich eine Neigung zum Erbrechen bei Glutenunverträglichkeit.
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Verwirrung
Konzentrationsprobleme, Müdigkeit und Antriebslosigkeit können ebenfalls eine Auswirkung der Unverträglichkeit sein.
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Kopfschmerzen
Die Intensität kann erheblich sein und in Migräne übergehen.
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Schwere Stimmungen
Vielfach wird auch eine Mutlosigkeit beobachtet oder es kommt zu schwankenden Stimmungslagen und Launen. Dies kann bis zu Depressionen hinreichen.
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Permanente Schlaffigkeit
Hier kann es zu andauernder Kraftlosigkeit kommen. Eine Müdigkeit, welche nicht durch Entspannen und Ruhen zu beseitigen ist, fehlende Ausdauer bei vielen Tätigkeiten.
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Gelenkschmerzen und Gelenkentzündungen
Davon können Hüfte und Knie ebenso betroffen sein, wie Finger und Hände.
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Mangelerscheinungen
Die verringerte Nährstoffaufnahme aufgrund der Darmwandentzündung führt zu Mangelerscheinungen. Eisenmangel kann daraus resultieren. Folgen können Hautblässen und Blutarmut sein. Defizite an Fettsäuren und Vitamin A werden ebenfalls genannt.
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Keratosis pilaris
Dieses Phänomen wird auch Reibeisenhaut genannt. Es ist eine Verhornungsstörung (Keratinisierung) der Haut rund um die Haarfollikel. Es bilden sich zahllose kleine Knötchen an Oberarmen und Oberschenkeln.
Video: Lebenslang glutenfrei bei Zöliakie – aber wie? | Die Ernährungs-Docs | NDR
Ernährung
Die Diagnose einer Glutenunverträglichkeit klingt für viele bedrohlich. Dennoch gibt es einen Silberstreif am Horizont: man kann selbst etwas dafür tun, die Unverträglichkeit zu lindern. Es beginnt mit einer glutenfreien Ernährung.
Glutenhaltige Getreidesorten
Wichtiger erster Schritt ist das Vermeiden dieser Getreidesorten.
- Weizen
- Bulgur
- Dinkel
- Einkorn
- Emmer
- Kamut
- Hafer
- Roggen
- Gerste
- Grünkern
- Triticale
Glutenfreie Getreidesorten
Nicht alle Getreidesorten sind glutenhaltig. Die folgenden Getreidesorten sind bei Glutenunverträglichkeit angeraten.
- Reis
- Mais
- Hirse
- Buchweizen
- Amaranth
- Quinoa
- Wildreis
- Teff
- Zwerghirse
Glutenfreie Nahrungsmittel
Viele Nahrungsmittel enthalten von Natur aus kein Gluten und sind so für Menschen mit Glutenunverträglichkeit geradezu prädestiniert. Hierzu zählen:
- Alle Obst- und Gemüsesorten
- Kartoffeln
- Fisch, Meeresfrüchte, Fleisch, Geflügel
- Hülsenfrüchte: Erbsen, Bohnen, Soja und andere
- Eier, Milch, Milchprodukte sowie Butter und Margarine
- Marmeladen und Gelees, auch Honig
- Zucker, Salz, Kräuter
- Nüsse und Öle
- Wasser, Säfte
- Wein, Sekt
- Kaffee, Tee
Behandlung
Wenn die Glutenunverträglichkeit bereits in eine Zöliakie gemündet hat, führt dies zu einer gestörten Aufnahme von Nährstoffen ins Blut. Somit wird sich die Behandlung hier auf einen Ausgleich der entstehenden Defizite an Vitaminen und Spurenelementen konzentrieren.
Ausgleich des Mangels an Vitaminen und Spurenelementen
Fehlende Vitamine sind zumeist
- Vitamin A,
- Vitamin B6,
- Vitamin B12,
- Folsäure und
- Vitamin K .
Bei den Spurenelementen sind typischerweise
- Eisen,
- Magnesium und
- Kalzium
knapp. Die Defizite an Vitaminen und Spurenelementen sollte man nicht unterschätzen. Fehlen Eisen, Folsäure und das Vitamin B12, kann es zu einer Blutarmut kommen. Fehlt wiederum das Vitamin K, besteht die Möglichkeit, dass dies zu starken Blutungen führt. Muskelkrämpfe können eine Folge von zu wenig Kalzium sein.
Wie werden fehlende Vitamine und Spurenelemente zugeführt?
Über den Darm kann der Körper in diesem Zustand nur geringe Mengen der Stoffe zuführen. Wenn also der Weg über Tabletten verwehrt ist, bleibt hier nur der Weg über eine Infusion oder über eine Injektion.
Vorbeugen
Ein Schritt zur Vorbeugung ist es, Gluten in den ersten vier Monaten aus der Säuglingsnahrung fernzuhalten. Umgekehrt zeigt eine Studie des Jahres 2019, dass werdende Mütter das Risiko einer Zöliakie ihrer Kinder durch ballaststoffreiche Ernährung während der Schwangerschaft senken können.
Unverträglichkeitstests
Weiter oben haben wir den 30-Tage-Test beschrieben. Er ist eine einfache Möglichkeit, selbst zu untersuchen, ob ein Verzicht auf Nahrungsmittel mit Gluten eine Verbesserung des Wohlbefindens bringt.
Antikörper im Blut
Was man natürlich beachten sollte, das ist eine gewisse Unverträglichkeit der Tests. Tests, welche auf dem Feststellen von Antikörpern im Blut basieren, können natürlich nicht mehr durchgeführt werden, wenn man seinen 30-Tage-Test durchgeführt hat. Nach etwa sechs Wochen des Verzichts auf glutenhaltige Lebensmittel werden im Blut keine Antikörper mehr festgestellt werden können.
Selektive Symptome
Von den oben genannten elf Symptomen werden in den meisten Fällen nicht alle zur gleichen Zeit feststellbar sein. Wer also zu der Erkenntnis kommt, dass er nur einige der Anzeichen bei sich wiederfindet, muss nicht sofort Entwarnung geben.
Neben der Auswahl der Symptome können die Symptome auch von Person zu Person ganz unterschiedlich stark auftreten. Viele Menschen mit Zöliakie reagieren bereits auf geringste Mengen von Gluten (oder entsprechenden anderen Substanzen) in der Nahrung, während andere erst nach Genuss größerer Mengen einige der Anzeichen zeigen.
Abklingen der Symptome und Anzeichen
Handelt es sich um eine reine Gluten-Sensitivität, kann schon die Umstellung der Ernährung dazu führen, dass Symptome und Anzeichen verschwinden – das schon innerhalb weniger Tage. Bei einer Zöliakie benötigt der Körper Wochen bis Monate für die Regenerierung.