Reizklimatherapie!

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Die Reizklimatherapie wird oftmals gerade bei Neurodermitis empfohlen. Das Schöne daran: Die Kräfte der Natur wirken hier konzertiert und hochdosiert. In Deutschland gibt es exakt nur diese beiden Regionen, in denen alle Faktoren in idealer Weise aufeinander treffen und in denen infolgedessen eine Reizklimatherapie erst möglich ist.

Was macht die Reizklimatherapie so wirkungsvoll?

Betrachtet man die Bestandteile der Reizklimatherapie, dann muss man sich wundern, denn es sind eigentlich banale Dinge, die da in idealer Weise aufeinander treffen. Wir kennen sie aus unserem Alltag und aus dem Urlaub – manchmal als wohltuend und manchmal als störend wahrgenommen. Hier gewinnen sie nochmal eine ganz neue Bedeutung.

Die Rede ist von Sonne, Wind und Meer. Wer schon mal am Meer urlauben war, wird gewiss einen Teil der Wirkung bereits verspürt haben. Die Faktoren der Reizklimatherapie wie beispielsweise an Nordsee oder Ostsee sind die Schon- und Reizfaktoren, die gerade bei einer großen Zahl von allergisch bedingten Hauterkrankungen wirksam werden.

Zu den angesprochenen Krankheiten zählt unter anderem auch die Neurodermitis. Hier kann eine Reizklimatherapie in den speziellen Regionen tatsächlich eine anhaltende Verbesserung des Krankheitsbildes bewirken. Verantwortlich dafür sind der Salzgehalt von Wasser und Luft und auch die sonst oft verteufelte UV-Strahlung der Sonne. Beide tragen zu einer Linderung für den Allergiker bei.

Dr. Richard Russel und die Reizklimatherapie

Dr. Richard-Russell, ein früher Protagonist der Reizklimatherapie am Meer. Über einen Aufenthalt im Kurort Cervia ist nichts bekannt. Die Hotels an der britischen Küste profitierten dennoch von seinen Veröffentlichungen. Die heilende Kraft des Meeresklimas zog zahlreiche Briten an die Küsten. (c) Brighton and Hove Museums and Art Galleries; Supplied by The Public Catalogue Foundation (#1)

Dr. Richard-Russell, ein früher Protagonist der Reizklimatherapie am Meer. Über einen Aufenthalt im Kurort Cervia ist nichts bekannt. Die Hotels an der britischen Küste profitierten dennoch von seinen Veröffentlichungen. Die heilende Kraft des Meeresklimas zog zahlreiche Briten an die Küsten.
(c) Brighton and Hove Museums and Art Galleries; Supplied by The Public Catalogue Foundation (#1)

Auf das Jahr 1750 gehen die Veröffentlichungen des britischen Arztes Richard Russel zurück. Er erkannte schon früh die wohltuende und heilende Wirkung des Meeresklimas. Seine Veröffentlichungen führten nicht nur zur einer Förderung des Binnentourismus in den britischen Seebädern wie Brighton. Russels Untersuchungen beschäftigten auch Wissenschaftler und Mediziner der Gegenwart.

Die Klimatherapie am Meer mit ihrer therapeutischen Wirkung wurde für die einzelnen Klimafaktoren hinsichtlich allergischer Hauterkrankungen wie Neurodermitis untersucht. Es gilt daher mittlerweile als wissenschaftlich belegt, dass das Meeresklima dem Gesundheitszustand von Allergikern mit Hautkrankheiten förderlich ist.

Die Mediziner unserer Zeit sprechen hier

  • vom thermisch-hygrischen Wirkungskomplex,
  • vom aktinischen Wirkungskomplex und
  • vom chemischen Wirkungskomplex.

Die drei Fachbegriffe fassen jeweils bestimmte Schonfaktoren und Reizfaktoren von Luft und Sonne zusammen, die tatsächlich gemeinsam den menschlichen Organismus beeinflussen.

Ein Wermutstropfen in der Suppe ist allerdings die Tatsache, dass es in Deutschland nur sehr wenige Gebiete gibt, in denen die Wirkungsfaktoren in ihrer therapeutisch wirksamen Idealkombination vorliegen. Wir sprechen hier von

  • den Küstengebieten, vor allem von den Inseln vor Nordsee und Ostsee sowie
  • von den deutschen Gebirgen ab einer Höhe von 1.500 Metern.

Dort allerdings haben sie eine ganze Reihe von Luftkurorten herausgebildet und Fachkliniken angesiedelt.

Luftkurorte mit ECARF-Siegel

Urlaub für Allergiker ist mittlerweile eine touristische Dimension. Die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF) vergibt an Gemeinden mit besonderem Angebot an Allergiker das sogenannte ECARF-Siegel. Eine dieser Gemeinden ist beispielsweise die 770-Einwohner-Gemeinde Galtür, der erste Luftkurort Tirols. Galtür wurde im Jahr 1997 als erste Gemeinde Tirols als offizieller Luftkurort anerkannt. Galtür liegt auf 1.600 Metern.

Reizklimatherapie im Gebirge: Lufutkurorte mit ECARF-Siegel wie die 770-Seelen-Gemeinde Galtür in Tirol - nahe dem schweizerischen Samnaun haben sich herausgebildet. #2)

Reizklimatherapie im Gebirge: Lufutkurorte mit ECARF-Siegel wie die 770-Seelen-Gemeinde Galtür in Tirol – nahe dem schweizerischen Samnaun haben sich herausgebildet. #2)

In Deutschland gehören zu den mit dem ECARF-Siegel ausgezeichneten Kurorten

  • das Ostseebad Baabe auf Rügen,
  • die ostfriesische Insel Borkum,
  • das Schmallenberger Sauerland mit der Ferienregion Eslohe und Bad Salzuflen,
  • das Ferienland Schwarzwald sowie
  • Bad Hindelang und
  • Oberstdorf im Allgäu.

Die Wirkungsweise der Reizklimatherapie

Die Inseln in Nordsee und Ostsee – hier besonders die ostfriesischen Inseln Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge – sind für eine Reizklimatherapie begünstigt. Dies liegt vor allem daran, dass sie vom Festland weit genug entfernt liegen und damit die großen Landmassen auf das Klima der Inseln nur wenig Einfluss ausüben kann.

Ideal geeignet für die Reizklimatherapie ist eine der ostfriesischen Inseln wie etwa Juist. (#3)

Ideal geeignet für die Reizklimatherapie ist eine der ostfriesischen Inseln wie etwa Juist. (#3)

Hierzu zählt vor allem auch die Luft über dem Festland, welche oftmals mit Schadstoffen angereichert ist. Diese Luftmassen mit hohen Schadstoffkonzentrationen werden beim Verlassen des Festlandes von den starken Winden auf See verteilt und damit in ihrer Schadstoffkonzentration soweit verringert, dass die Schadstoffe teils nicht mehr festgestellt werden können.

Auf den Inseln fehlen auch die Dunstglocken der Industriestädte, welche die Menschen von den heilenden Sonnenstrahlen abschirmen. Ebenso weisen die Inseln keine Berge und Hügel auf, so dass der Heilsuchende sich dort mit der Sonne in bester Manier ein Stelldichein geben kann. Hinzu kommt der frische, kühle Seewind und der hohe Salzgehalt des Meeres sowie die Brandungsluft.

Thermisch-hygrische Wirkungskomplex: Kühle Luft lindert den ständigen Juckreiz

Der sogenannte thermisch-hygrische Wirkungskomplex ist die ureigenste Aufgabe des Windes. Seine kühlende Luft befleissigt sich zweier Aufgaben. Er wirkt sowohl als Schonfaktor wie als Reizfaktor.

In der Reizklimatherapie stützt sich der Thermisch-hygrische Wirkungskomplex auf die Kraft des Windes. (#4)

In der Reizklimatherapie stützt sich der Thermisch-hygrische Wirkungskomplex auf die Kraft des Windes. (#4)

Der Wind als Schonfaktor

Gerade bei der allergischen Hautkrankheit Neurodermitis lindert die angenehme Kühle des Windes den oftmals quälenden Juckreiz. Das hat zur Folge, dass hier der Juckreiz-Kratz-Teufelskreis durchbrochen wird. Die gestresste Haut kann sich so wieder regenerieren.

Eine weitere Wirkung entspringt dem kühlenden Wind: Der Körper reagiert hier auf die Kälte mit einer Engstellung der kleinen Blutgefäße der Haut. Zusätzlich aktiviert der Körper seine Stoffwechseltätigkeit.

Menschen halten sich in der heutigen Zeit oftmals selten im Freien auf. Die Wärmeregulation erfolgt dann eher gebremst. Diese wichtige Funktion muss dem Körper erst wieder antrainiert werden und genau das geschieht hier.

Die Reizklimatherapie hat daher ebenfalls die Aufgabe, den menschlichen Organismus wieder step by step an die Kältewirkung heranzuführen und auch abzuhärten. Was jetzt etwas martialisch klingen mag, ist eine sehr gesunde Reaktivierung von Funktionen des Körpers, die in unserer Zivilisation vielfach stillgelegt wurden.

Während Kortison in vielen Gespräch eher kritisch wegkommt, tritt es hier in einem eindeutig positiven Kontext auf: Der Kältereiz löst in der Nebennierenrinde eine vermehrte Ausschüttung von Kortison aus. Dies stützt und fördert den Heilungsprozess der Haut auf höchst natürliche Weise.

Chemischer Wirkungskomplex: Salzwassertröpfchen fördern eine glatte Haut

Es ist das maritime Aerosol, das sich in ähnlicher Form auch in manchen Gradierwerken und Salinen wiederfindet und das für eine der wesentlichen Wirkungen der Reizklimatherapie verantwortlich zeichnet. Der Wind erhebt kleine Tröpfchen von Salzwasser, die er in mancher Gischt und vielen Wellen fischt, in die Lüfte, trägt sie an den Strand.

Dort benetzt der Wind die Haut der Strandspaziergänger mit den Salzwassertröpfchen. Auf der Haut schließlich entfalten sie ihre Wirkung und beginnen mit dem Lösen von Schuppen.

Infografik: Der chemische Wirkungskomplex in der Reizklimatherapie arbeitet mit  Salzwassertröpfchen auf der Haut. (#5)

Infografik: Der chemische Wirkungskomplex in der Reizklimatherapie arbeitet mit Salzwassertröpfchen auf der Haut. (#5)

Die Haut reagiert auf diese sanfte Behandlung mit einem Glätterwerden. Damit wird sie sogleich auch für andere Therapieformen zugänglich und offen. Das in den Tröpfchen enthaltene Meersalz ist den Heilungsprozessen der Haut sehr zuträglich. Wer die Wirkung noch steigern möchte, dem sei das Baden im Meer empfohlen.

Aktinischer Wirkkomplex: Sonnenstrahlen zur Entzündungshemmung bei Neurodermitis

Dass unser Körper bei Sonneneinstrahlung vermehrt das Vitamin D produziert und wir uns nicht zuletzt deswegen wohler und glücklicher fühlen ist mittlerweile bekannt und gesetzt. Die Sonne bringt sich als dritten Wirkungskomplex in die Reizklimatherapie ein. Man spricht hier vom aktinischen Wirkkomplex.

Wichtig dabei: Die Sonne birgt auch Gefahren und Sonnenbrände müssen unbedingt vermieden werden. Die Sonne muss also wohldosiert und überlegt eingesetzt werden, damit sie ihre positiven und wichtigen Wirkungen für den Organismus entfalten kann.

Die Reizklimatherapie mit dem aktinischen Wirkkomplex setzt auf die Kraft der Sonne. Dies führt zur körpereigenen Produktion von Kortison und zur Ausschüttung von Endorphinen. (#6)

Die Reizklimatherapie mit dem aktinischen Wirkkomplex setzt auf die Kraft der Sonne. Dies führt zur körpereigenen Produktion von Kortison und zur Ausschüttung von Endorphinen. (#6)

Die Sonneneinwirkung führt auch zur Bildung des körpereigenen Cortisons. Somit wirken die Sonnenstrahlen bei Neurodermitis-Patienten vor allem entzündungshemmend. Doch damit ist es noch nicht getan. Die Sonne fördert auch die Durchblutung der Haut und begünstigt so den gesamten Heilungsprozess. Die Sonne lässt auch vermehrt Endorphine – die Glückshormone – ausschütten. Dies ist eine recht angenehme Wirkung, denn wir beginnen, uns dadurch wohler zu fühlen.

Fachkliniken zur Reizklimatherapie

Wer mit der Reizklimatherapie einen langanhaltenden Therapieerfolg erzielen möchte, der wird eine Fachklinik aufsuchen. Dort wird die Reizklimatherapie mit dem Einsatz moderner therapeutischer Methoden kombiniert. Dies schließt im Sinne einer ganzheitlichen Therapie die natürlichen Heilverfahren der Reizklimatherapie und die derzeit verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten der modernen Medizin ein.

Fachkliniken für die Reizklimatherapie: Liste und Verzeichnis. (#7)

Fachkliniken für die Reizklimatherapie: Liste und Verzeichnis. (#7)

In der ärztliche Therapie bilden schulmedizinische Behandlungen und naturheilkundliche Verfahren die Basis. Als Patient übernimmt man oft die Rolle des Co-Therapeuten für sich selbst. Gerade chronische Erkrankungen bringen eine starke seelische Belastung mit sich. Hier ist oft eine psychologische Betreuung begleitend erforderlich.

Einzel- und Gruppengespräche bieten Einstiege, mit Konfliktsituationen besser umzugehen und die Erkrankung akzeptieren zu lernen. Entspannungsverfahren ( zum Beispiel progressive Muskelentspannung autogenes Training ) helfen ebenfalls.

Die Lebenssituation des Patienten wird in guten Fachkliniken ebenfalls in der Behandlung aufgegriffen. Persönliche Gespräche geben einen Zugang zu Lösungsansätzen, lassen auch sozialrechtliche Fragen klären. Als Erfolg ist oftmals auch eine Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit oder eine Minderung der Beeinträchtigung an der sozialen Teilhabe möglich.

An dieser Stelle haben wir die Adressen einiger Fachkliniken zusamnengetragen. Wer mehr Details benötigt, der kann die Webseiten der Fachkliniken besuchen oder die Kontaktdaten nutzen.

  • Johannesbad Fachklinik Klaus Störtebeker Ostseestrand
    Strandstraße 13
    17459 Kölpinsee

    Tel: +49 38375 57 200
    Web: www.ostseestrandklinik.de
    Mail: info@ostseestrandklinik.de

  • Ostseeklinik Königshörn
    Am Königshörn 14
    18551 Glowe/Rügen

    Tel: +49 38302 730
    Web: www.ostseeklinik.de
    Mail: info@ostseeklinik.de

  • Klinik Schwedeneck GmbH & Co. Betriebs KG
    Kieler Str. 1
    24229 Schwedeneck/Dänisch Nienhof

    Tel: +49 4308 1840
    Web: www.klinik-schwedeneck.de
    Mail: info@klinik-schwedeneck.de

  • Fachklinikum Borkum
    Jann-Berghaus-Str. 43-49
    26757 Borkum

    Tel: +49 228 308250
    Web: www.fachklinikum-borkum.de

  • Klinik Bad Oexen
    Oexen 27
    32549 Bad Oeynhausen

    Tel: +49 5731 5370
    Web: www.badoexen.de
    Mail: klinik@badoexen.de

  • St. Georg Vorsorge- und Rehabilitationskliniken GmbH und Co. KG
    Kurhausplatz 1
    79862 Höchenschwand

    Tel: +49 7672 411 0
    Web: www.fachklinik-st-georg.de
    Mail: info@fachklinik-st-georg.de

  • Fachklinik Schuppenhörnle
    Schuppenhörnlestraße 37
    79868 Feldberg-Falkau

    Tel: +49 07655 6810
    Web: www.ak-familienhilfe.de
    Mail: schuppenhoernle@ak-familienhilfe.de

  • Hochgebirgsklinik Mittelberg
    Alois-Wagner-Str. 45
    87466 Oy-Mittelberg

    Tel: +49 8366 9800
    Web: www.hochgebirgs-klinik.de
    Mail: info@hochgebirgs-klinik.de

  • Fachklinik König Ludwig
    Kreuzweg 7 – 11
    87645 Schwangau

    Tel: +49 8362 889 190
    Web: www.fachklinik-koenig-ludwig.de
    Mail: info@fachklinik-koenig-ludwig.de

  • Silberberg Klinik
    Rechensöldenweg 8-10
    94249 Bodenmais

    Tel: +49 9924 7710
    Web: www.ilberberg-klinik.de
    Mail: info@silberberg-klinik.de

  • Masserberger Klinik
    Hauptstraße 18
    98666 Masserberg

    Tel: +49 36870 81590
    Web: www.rehaklinik-thueringen.de
    Mail: info@rehaklinik-thueringen.de

  • Hochgebirgsklinik Davos
    Herman-Burchard-Strasse 1
    CH-7265 Davos Wolfgang

    Tel: +41 81 417 44 44
    Web: www.hgk.ch
    Mail: hochgebirgsklinik@hgk.ch


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