Kinder mit Segelohren sind nicht selten hartnäckigen Hänseleien ausgesetzt, wenn sie mit ihren Segelohren in Kindergarten und Schule kommen und einen „Auftritt wie Dumbo“ hinlegen.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Segelohren: Ohrkorrektur gewünscht?
Die Ohren sind ein Sinnesorgan und ebenso wie Augen und Mund unverzichtbar. Doch sie tanzen oft aus der Reihe, haben eine seltsame Form oder sind schlicht und einfach viel zu groß. Der Vergleich mit dem Elefanten liegt besonders unter Kindern nahe, wobei das betroffene Kind verständlicherweise extrem unter den Hänseleien leidet. Dabei ist wichtig zu wissen, dass Ohren nicht immer gleich sind, ihre Form ist angeboren und individuell. Bei manchen Menschen sind sie größer, bei manchen kleiner, manchmal symmetrisch, oft asymmetrisch geformt.
Kommt es allerdings zu einer sehr starken Asymmetrie, die tatsächlich das optische Erscheinungsbild stört (oder oft genug nur die eigene Selbstwahrnehmung), ist von Segelohren die Rede. Solche mag niemand und nicht nur Kinder leiden darunter. Doch die plastische Chirurgie kennt Mittel und Wege, um dieses Problem zu beseitigen. Sie können sich die Segelohren anlegen lassen, was im Kindes- und Erwachsenenalter möglich ist.
Dabei ist gut zu wissen, dass eine Ohrenkorrektur bereits bei Kindern im Kindergartenalter durchgeführt werden kann. So verhindern die Eltern, dass es nachher in der Schule Probleme gibt, wenn die Kleinen deutlich weniger tolerant sind und die Gefahr des Mobbings wächst.
So sind Ohren nicht mehr normal ( Video)
Ärzte kennen keine feste Definition für normale Ohren. Ebenso gibt es keine eindeutige Darstellung für Segelohren. Als Faustregel nimmt der Experte ein Maß: Wenn der Abstand vom Knochen hinter dem Ohr bis zur Ohrkante zwischen 20 und 25 mm beträgt, ist von einem deutlich abstehenden Ohr zu sprechen. Andere messen den Winkel hinter dem Ohr: Kommen hier mindestens 35 bis 40 ° heraus, wenn Ohrmuschel und Schädelknochen vermessen werden, wird von andersartigen Ohren gesprochen.
Allerdings lässt sich laut der Ärzte nicht alles messen, denn das subjektive Empfinden spielt eine erheblich größere Rolle. Wer mit seinen Ohren nicht glücklich ist, läuft Gefahr, eine psychische Erkrankung zu entwickeln, denn viele Menschen fokussieren sich auf derartige Andersartigkeiten und blenden ihre übrigen Eigenschaften aus. Dann sind nur noch die Ohren von Interesse und schon werden die Segelohren zum psychischen Problem.
Bei Kindern kann das noch viel schneller gehen, denn hier stören diese Abnormitäten meist nur die anderen. Diese Kinder wiederum hänseln das betroffene Kind, welches daraufhin zu leiden beginnt. Das kann sich bis zum Mobbing auswachsen, zumal betroffene Kinder schon viel schneller auf beleidigende Aussagen oder Hänseleien reagieren, wenn sie darauf sensibilisiert wurden.
Werden Sie aufmerksam, wenn das Kind von derartigen Äußerungen erzählt oder wenn es nicht mehr zur Schule oder in den Kindergarten gehen möchte. Helfen Sie Ihrem Kind, indem Sie Verständnis zeigen und suchen Sie das Gespräch mit den Erziehern der Einrichtung. Doch Vorsicht: Oft werden weniger erwünschte Verhaltensweisen heruntergespielt und Sie bekommen keinen konkreten Eindruck von den wirklichen Problemen. Beobachten Sie daher in erster Linie Ihr Kind und sein seelisches Befinden.
Video: Wie entstehen Segelohren? | Expertenantwort von Dr. Kiermeir
Daher kommen Segelohren
Ein Experte sieht vor allem zwei Ursachen als maßgeblich an. Zum einen ist der innere Knorpel in der Ohrmuschel stark geformt, was zu Ohren führen kann, die abstehend sind. Hier muss der Knorpel dezimiert werden, damit sich das Ohr wieder anlegen kann.
Teilweise ist die Ursache darin zu sehen, dass die Biegungsfalte im Ohrknorpel nicht richtig ausgebildet ist. Das Resultat ist das gleiche: Die Ohren sind abstehend!
Eltern sollten wissen, dass die Veranlagung zu Segelohren genetisch bedingt ist. Das heißt, dass die abstehenden Ohren immer wieder „durchschlagen“ können, auch wenn sie zuletzt beim Urgroßvater aufgetreten sind. Waren sie in der Familie schon einmal vorhanden, ist das Risiko für erneute Segelohren groß. Außerdem sollten Sie darauf achten, wie Sie Ihr Baby hinlegen.
Liegt es mit Gesicht zur Seite, sollten Sie die Ohren davor immer glatt streichen. Achten Sie darauf auch, wenn sich das Kind schon allein umdreht und den Kopf von links nach rechts drehen kann. Meist rutschen die Kleinen dabei so dicht auf der Matratze oder dem Kissen entlang, dass sie die Ohren einfach umknicken. Das Resultat sind abstehende Ohren, wobei bei entsprechender Veranlagung dieses unschöne Bild noch stärker ausfällt.
Besser früh korrigieren lassen ( Video)
Experten sind sich einig: Es ist besser, die Ohren des Kindes möglichst früh korrigieren zu lassen. Das verhindere unnötige Hänseleien und schützt Eltern und Kinder. Allerdings: Stören die Ohren das Kind nicht, sollten die Eltern nicht darauf bestehen, sie dennoch richten zu lassen.
Ein solcher Eingriff sollte nur mit Zustimmung des Kindes erfolgen und Mama und Papa sollten tunlichst vermeiden, dem Kind ein schlechtes Gefühl einzureden oder es dabei zu unterstützen, ein überkritisches Selbstbild zu entwickeln.
Wird das Kind allerdings bereits im Kindergarten gehänselt, sollte es noch vor der Einschulung zum Arzt kommen, der plastisch arbeitet und in der ästhetischen Medizin tätig ist. Mithilfe einer Laserbehandlung lassen sich abstehende Ohren zuverlässig anlegen und dem Kind viele Lästereien ersparen.
Vor der Einschulung liegt allerdings auch der frühestmögliche Zeitpunkt für eine Ohrenkorrektur, wobei die Ohren ab dem sechsten bis siebten Lebensjahr kaum noch wachsen. Das verringert die Gefahr, dass die Narben zu groß werden oder dass die Wunden schlechter heilen.
Wichtig zu wissen: Normalerweise übernehmen die Krankenkassen bei Kindern bis 14 Jahre die Behandlungskosten für Segelohren.
Allerdings gilt das nur, wenn eine psychische Beeinträchtigung bescheinigt wird, rein ästhetische Maßnahmen werden auch bei Kindern und Jugendlichen nicht finanziert. Müssen die Eltern die Kosten selbst tragen, sollten sie mit rund 1500 bis 2500 Euro rechnen.
Video: Ohren nicht operativ anlegen Earfold
Plastisch geformt: Ohrenkorrektur im Detail ( Video)
Verschiedene operative Techniken sind möglich, um Ohren in die gewünschte Position zu bringen. Dabei muss grundsätzlich beachtet werden, dass die individuelle Form der Ohren berücksichtigt wird. Denn: Am Ende sollen die Ohren wieder zum Kopf passen und nicht nur angelegt sein! Die Ärzte müssen daher den Ausgangszustand ganz individuell beurteilen und auch die Beschaffenheit von Ohrmuschel und Ohrknorpel berücksichtigen.
- Zuerst findet ein Beratungsgespräch statt, bei dem es um das gewünschte Resultat geht und bei dem die Grenzen der Methode dargestellt werden. Außerdem müssen Vorerkrankungen und Operationsrisiken besprochen werden. Der Arzt wird Fragen beantworten und Hinweise zum Ablauf der OP geben.
- Die Korrektur der Ohrmuschel erfolgt über einen Schnitt. Zuerst muss dabei der Ohrknorpel freigelegt werden. Dieser wird dann bearbeitet und neu geformt. Er wird „plastisch“ behandelt und von abstehend zu anliegend geformt. Variierbar sind Breite, Neigung und Form der Ohrmuschel.
- Nach Erreichen der gewünschten Form und Größe wird das Ohr mithilfe von Nähten fixiert.
- Der Patient bekommt einen Verband um den Kopf, der einige Tage getragen werden muss.
Die gesamte Operation dauert rund eine bis eineinhalb Stunden und wird nur bei Kindern in Vollnarkose durchgeführt. Bei den kleinen Patienten ist die Vollnarkose oft die bessere Wahl, weil sie dann ruhiger liegen und nicht mehr aufgeregt oder ängstlich reagieren. Erwachsene werden oft unter lokaler Anästhesie operiert. Der Eingriff ist ambulant möglich, sodass der Patient wenige Stunden danach wieder nach Hause gehen kann.
Möglich ist auch die Laserbehandlung, bei der der Experte überschüssiges Gewebe mit dem Laser abträgt. Diese Methode ist deutlich schonender und heilt narbenärmer ab. Die Laserbehandlung wird aber nicht von allen Krankenkassen getragen.
Der Ausgleich von Asymmetrien ist auch durch das Einbringen von Implantaten möglich, wobei diese mit Gold beschichtet sind. Das gewährleistet eine bessere Verträglichkeit.
Video: Ohren anlegen in 20 Minuten – Schnelle OP gegen Segelohren
Was muss vor und nach dem Eingriff beachtet werden?
Vor dem Eingriff ist darauf zu achten, dass keine blutverdünnenden Medikamente eingenommen werden. Dies gilt für rund eine Woche vor dem geplanten Termin. Auch Alkohol und Nikotin sind am Tag vor dem Eingriff sowie am Operationstag selbst tabu. Wichtig ist auch, dass im Vorgespräch eventuelle Erkrankungen genannt werden, die den Verlauf der Operation beeinflussen könnten.
Nach der Operation sollte sich der Patient schonen und erst einmal keine körperlichen Anstrengungen vornehmen. Die Fäden werden erst nach rund zehn Tagen gezogen, danach ist größte Vorsicht geboten. Die Ohren dürfen nicht abknicken! Um das zu verhindern, wird meist das Tragen eines Stirnbands empfohlen, das die ersten drei Wochen nach dem Eingriff vor allem nachts um den Kopf bleiben sollte.
Risiken und Nebenwirkungen
Die Wundheilung selbst verläuft in der Regel komplikationslos und schmerzarm ab, Infektionen sind selten. Teilweise treten leichte Schwellungen auf, die aber mit ein wenig Kühlung rasch wieder abklingen.
Manche Patienten berichten über leichte Sensibilitätsstörungen, doch auch diese verschwinden meist innerhalb weniger Tage wieder. Das Gehör selbst ist nicht beeinträchtigt. Ärzte empfehlen, mit dem Sport rund vier Wochen zu warten, Mannschaftssportarten sollten sogar noch länger zurückstehen müssen.
Wurden zur Korrektur asymmetrischer Ohren Implantate eingesetzt, ist keine aufwendige Nachbehandlung nötig, in der Regel ist der Heilungsprozess nach rund einer Woche abgeschlossen. Teilweise treten leichte Schmerzen auf, auch Blutergüsse oder Schwellungen sind möglich. Viele Patienten berichten von Schmerzen beim Liegen auf den Ohren, doch auch diese lassen binnen einer Woche nach. Das Gute an Implantaten: Gefällt das Ergebnis nicht, können diese Einsätze problemlos wieder entfernt werden.
Abstehende Ohren korrigieren: Nachher nicht immer glücklich
Nicht jeder Patient ist nach seiner Korrektur der Ohren wirklich glücklich, denn das angestrebte Ergebnis lässt sich nicht in jedem Fall wie gewünscht erreichen. Das liegt zum einen an der Ausprägung der Segelohren, zum anderen an der Nachbehandlung.
Nicht immer würden die Empfehlungen der Experten wirklich befolgt und so knicken die Ohren ab, weil das Stirnband nicht getragen wird oder der Patient geht zu früh wieder seiner Lieblingssportart nach.
Wichtig ist, dass in einem Zeitraum von rund sechs Wochen nichts getan wird, was den Heilungsverlauf stören könnte, denn auch dann, wenn die äußerlich sichtbaren Anzeichen des Eingriffs abgeklungen sind, laufen im Inneren noch Heilungsprozesse ab. Diese gilt es, nicht zu stören! Allerdings hat sich schon so mancher Patient als nachher schlauer erwiesen, anstatt gleich auf die Vorgaben des Arztes zu hören.
Doch auch wenn das neue Ohrenbild nicht ganz symmetrisch sein sollte: In der Regel ist es deutlich besser als zuvor und kleine Asymmetrien fallen in der Regel nur den wenigsten Menschen auf. Wichtig ist, sich darüber frühzeitig im Klaren zu sein, sodass die Erwartungen an das OP-Ergebnis zwar hoch, dennoch aber nicht unrealistisch sind.
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