Eine Histaminallergie, auch bekannt als Histaminintoleranz, ist eine Störung, bei der der Körper Schwierigkeiten hat, Histamin abzubauen, ein natürlicher Stoff, der in vielen Lebensmitteln vorkommt. Diese Allergie kann eine Vielzahl von Symptomen verursachen, von Hautausschlägen bis hin zu Magen-Darm-Problemen, und erfordert oft eine sorgfältige Diätplanung und Aufmerksamkeit auf potenzielle Auslöser.
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Aktuelles
2024-01-17 – Unverträglichkeiten gegen Nahrungsmittel professionell diagnostizieren lassen
Professor Martin Smollich vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein betont die Zunahme von Nahrungsmittelunverträglichkeiten unter einem Drittel der Bundesbürger. Er empfiehlt eine professionelle Diagnostik anstelle von Eigenanalysen, da strenge Diäten die Nährstoffzufuhr beeinträchtigen können. Lebensmittelallergien werden durch Faktoren wie körperliche Belastung, Alkohol oder Schlafmangel verstärkt. Ein Ernährungs- und Symptomtagebuch kann während der Pollensaison hilfreich sein. Histamin, vor allem in lange gereiften oder fermentierten Lebensmitteln, kann durch Alkohol und bestimmte Arzneimittel verstärkt werden. Smollich betont, dass Histaminunverträglichkeit nicht den generellen Verzicht auf Lebensmittel erfordert. Er empfiehlt eine vielfältige Ernährung für Schwangere, Stillende und Babys während der Beikosteinführung.
2023-01-31 – Werbeaussage für Histamin-Tablette „Daosin“ ist laut Gericht unzulässig
Das Werbeversprechen von Stada für die Histamin-Tablette „Daosin“ wurde vom Gericht als unzulässig eingestuft. Menschen mit Histaminintoleranz vertragen bestimmte Lebensmittel oft nicht, daher werben einige Hersteller für Nahrungsergänzungsmittel mit dem Enzym Diaminoxidase. Doch es gibt keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege für deren Wirksamkeit. Das Landgericht Frankfurt/Main bestätigte die Rechtsauffassung der Verbraucherzentrale NRW, dass die Werbeaussage irreführend ist. Bei Verdacht auf Histaminintoleranz empfiehlt Gesa Schölgens vom „Faktencheck Gesundheitswerbung“ eine ärztliche Abklärung statt eigenmächtiger Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln. Nahrungsergänzungsmittel dürfen nur eingeschränkt mit Gesundheitsbezug beworben werden und müssen von der EU geprüft und zugelassen sein.
Histaminhaltige Lebensmittel und allergieähnliche Reaktionen: Was Sie wissen sollten
Histamin ist in verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten und kann bei manchen Menschen allergieähnliche Beschwerden wie Hautrötungen, Juckreiz, Schnupfen, Niesen oder Kopfschmerzen auslösen. Insbesondere nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel wie gereiftem Käse oder Wurst können diese Beschwerden besonders stark auftreten.
Histamin-Allergie: Definition
Allergien sind ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem, das sowohl in Deutschland als auch weltweit beträchtlich ist. Insbesondere Inhalationsallergien wie Heuschnupfen sind hierzulande sehr häufig anzutreffen.
In den frühen 1990er Jahren gaben fast zehn Prozent der Teilnehmer einer nationalen Umfrage an, unter Heuschnupfen gelitten zu haben. Dieser Anteil war in den alten Bundesländern mit 10,6 Prozent deutlich höher als in den neuen Bundesländern mit „nur“ 5,8 Prozent.
Bis zum Ende der 1990er Jahre war bereits ein Anstieg auf 14,5 Prozent der deutschen Bevölkerung mit Allergien zu verzeichnen. Ab 1998 zeigten sich geschlechtsspezifische Unterschiede, wobei Frauen häufiger von allergischen Erkrankungen betroffen waren. Zwischen 2008 und 2011 blieb die Zahl der von Heuschnupfen Betroffenen auf einem hohen Niveau stabil.
Allergien sind im Grunde genommen übermäßige Reaktionen des Immunsystems auf eigentlich harmlose Stoffe. Bei einer Histaminallergie ist der Körper nicht in der Lage, Histamin ordnungsgemäß abzubauen.
Histamin ist ein stickstoffhaltiges Hormon, das in tierischen und pflanzlichen Organismen weit verbreitet ist und eine wichtige Rolle im menschlichen Immunsystem spielt. Es löst bei allergischen Reaktionen Symptome wie Juckreiz oder Muskelkontraktionen aus. Da Histamin in vielen Lebensmitteln enthalten ist, können bestimmte Nahrungsmittel für Betroffene problematisch sein.
Menschen mit Histaminallergie haben eine Störung des Enzyms Diaminoxidase (DAO), das für den Abbau von Histamin im Körper verantwortlich ist. Diese Störung wird im Laufe des Lebens erworben und betrifft etwa ein Prozent der deutschen Bevölkerung.
Video: Histaminintoleranz – Leben mit der Lebensmittelampel | odysso – Wissen im SWR
Histamin-Allergie oder Histaminunverträglichkeit
Obwohl der Begriff „Histamin-Allergie“ weit verbreitet ist, ist er eigentlich nicht korrekt.
Im klassischen Sinne gibt es keine Histamin-Allergie. In den meisten Fällen handelt es sich vielmehr um eine Unverträglichkeit gegenüber Histamin. Dennoch wird oft fälschlicherweise von einer Histamin-Allergie gesprochen. Warum ist das falsch?
Eine Allergie ist per Definition eine übermäßige Reaktion des Immunsystems auf bestimmte Substanzen wie Pollen, Insektengift, Medikamente oder Fremdblut. Dies trifft jedoch nicht auf Histamin zu. Betroffene leiden daher nicht an einer Histamin-Allergie, weil sie nicht „allergisch“ auf Histamin reagieren, sondern weil sie Probleme mit dem Abbau dieser Substanz haben.
In solchen Fällen ist der Darm aufgrund eines Mangels an einem Enzym (Diaminoxidase, DAO) nicht in der Lage, Histamin abzubauen. Dies führt zu einem Anstieg des Histaminspiegels im Körper, was Symptome verursacht, die denen einer Allergie ähneln. Aus diesem Grund denken Betroffene eher an eine Histamin-Allergie als an eine Unverträglichkeit.
Die Komplexität der Histamin-Allergie-Diagnose
Die Identifizierung einer Histamin-Allergie oder -Unverträglichkeit ist eine Herausforderung. Die Symptome sind unspezifisch und können eine Vielzahl von Beschwerden verursachen:
- Juckreiz
- Hautrötungen
- Kopfschmerzen
- Herzrasen
- Atemprobleme
- Übelkeit
- Erschöpfung
- Schlafstörungen
Der Histamingehalt von Lebensmitteln schwankt stark, was es schwierig macht, eine Reaktion einem bestimmten Lebensmittel zuzuordnen. Dieser Gehalt kann je nach Frische, Reife und Sorte des Lebensmittels zwischen 0,4 und 250 Milligramm pro 100 Gramm variieren.
Video: Bluttest bei einer Histamin Intoleranz | Selbsttest zur Feststellung einer Histamin Intoleranz
Auffällige Reaktionen treten in der Regel bei stark fermentierten Lebensmitteln auf, wie z.B. Rotwein, gereiftem Käse und geräuchertem Fisch. Die Diagnose ist so problematisch, dass etwa 50 Prozent der Verdachtsfälle einer Histamin-Allergie sich als falsch erweisen, da letztendlich andere Ursachen zugrunde liegen.
Die beste Methode zur Feststellung einer Histamin-Allergie ist ein Provokationstest. Dabei wird zwei Wochen lang eine sehr histaminarme Ernährung eingehalten. Tritt nach Beendigung dieser Diätphase eine Wiederauftreten der Symptome auf, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass eine Histaminunverträglichkeit besteht.
Histamin-Allergie: Symptome und Behandlungsmöglichkeit
Die Symptome der Histamin-Allergie sind vielfältig, was die Diagnose natürlich erheblich erschwert. Die Beschwerden sind dadurch nämlich schwer von denen anderen Allergien oder Erkrankungen im Allgemeinen zu unterscheiden.
Bis sie sich bemerkbar machen, dauert es meist einige Minuten bis wenige Stunden nach dem Verzehr histaminreicher beziehungsweise histaminfreisetzender Lebensmittel. Bei fast der Hälfte der Betroffenen treten die Beschwerden bereits nach wenigen Minuten auf. Etwa zehn Prozent leiden erst am darauffolgenden Tag an den Folgen ihrer Ernährung.
Generell lassen sich die Symptome in gewisse Symptomgruppen unterteilen, oft treten mehrere Symptome einer dieser Gruppen gehäuft auf. Zudem können Symptomgruppen auch gemeinsam auftreten. Es gibt aber auch Fälle, in denen sich nur ein oder zwei Symptome bemerkbar machen.
Übersicht der Symptome bei Histamin-Allergie
Symptomgruppe | Häufige Symptome | Weniger häufige Symptome |
---|---|---|
Haut | Flush (Rötungen im Gesicht) | Schwellungen, Ausschlag, Juckreiz |
Herz-Kreislauf-System | Kopfschmerz, Schwindel | Müdigkeit, Kreislaufprobleme, Schneller Herzschlag, Herzrasen |
Verdauungstrakt | Übelkeit, Durchfall | Blähungen, Bauchkrämpfe |
Genitaltrakt | Krampfartige Regelschmerzen | – |
Es sei angemerkt, dass in sehr seltenen Fällen vereinzelte Symptome zu lebensbedrohlichen Zuständen führen können. Bisher gibt es jedoch keine dokumentierten Fälle dieser Art in Deutschland.
Einige Histamin-Allergie-Patienten berichten von seltenen Symptomen
- Schweißausbrüche
- Kribbelgefühl in den Extremitäten
- Gelenk- und Muskelschmerzen
- Nesselsucht
- Atemnot
- Sodbrennen
- Sehstörungen
- Juckreiz der Augen
- Tinnitus
- Zahnschmerzen
- Kieferschmerzen
- Entzündungen im Mund
- Akne
- Energielosigkeit
- Konzentrationsprobleme
- Stimmungsschwankungen
Lebensmittel, die vermieden werden sollten
- Lange gereifter Käse (Hartkäse)
- Alkohol
- Rohe Wurstprodukte
- Fischerzeugnisse
- Tomaten
- Erdbeeren
- Zitrusfrüchte
- Schokolade
- Nüsse
- Hefe
- Fermentierte Sojaprodukte
- Schwarzer Tee
- Grüner Tee
- Kaffee
- Energydrinks
Linderung der Symptome bei Histamin-Allergie
Um die Symptome einer Histamin-Allergie zu mildern, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. Es ist jedoch wichtig, vor der Anwendung einen Arzt zu konsultieren.
Antihistaminika können helfen, die Symptome zu lindern, sollten aber unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. Ebenso kann die Einnahme von Vitamin C empfohlen werden, da es den Histaminabbau unterstützt. Zusätzlich kann auch Vitamin B6 eingenommen werden, das wichtig für die Synthese des Enzyms DAO ist.
Ein weiterer Ansatz besteht in der Einnahme von Enzympräparaten, die das fehlende Enzym DAO enthalten. Diese Tabletten werden direkt vor einer histaminreichen Mahlzeit eingenommen. Für die meisten Betroffenen wirken diese Enzymtabletten sehr gut. Sie sind jedoch nicht als Dauermedikation gedacht, sondern sollten eher als Notfalllösung für besondere Anlässe wie Urlaub oder Restaurantbesuche betrachtet werden.
Video: “Histaminintoleranz”: Umstrittene Krankheit | Doc Fischer SWR
Die in den Tabletten enthaltene Diaminoxidase (DAO) entspricht genau dem körpereigenen Enzym, das für den Histaminabbau zuständig ist und das den Betroffenen fehlt. Durch den Verzehr vor dem Essen wird die DAO-Menge im Körper erhöht, was zu einer verbesserten Histaminverarbeitung führt und das Auftreten von Beschwerden verhindern kann.
Fazit: Verständnis der Histamin-Unverträglichkeit
Histamin-Unverträglichkeit, oft fälschlicherweise als Histamin-Allergie bezeichnet, ist eine Reaktion des Körpers auf eine gesteigerte Histaminmenge, die nicht ausreichend abgebaut werden kann. Im Gegensatz zu einer Allergie, die eine Immunreaktion auf bestimmte Substanzen darstellt, resultiert die Unverträglichkeit aus einem Mangel an Enzymen wie Diaminoxidase (DAO), die Histamin abbauen können. Diese Unverträglichkeit kann eine Vielzahl von Symptomen wie Hautausschläge, Verdauungsprobleme und Herz-Kreislauf-Beschwerden verursachen. Die Diagnose gestaltet sich oft schwierig, da die Symptome unspezifisch sind und der Histamingehalt in Lebensmitteln stark variiert. Dennoch können verschiedene Behandlungsansätze wie eine histaminarme Diät, Antihistaminika und Enzympräparate dazu beitragen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Es ist jedoch ratsam, einen Arzt zu konsultieren, um die beste Behandlungsoption zu finden und lebensbedrohliche Komplikationen zu vermeiden.