Dass in Textilien häufig Schadstoffe enthalten sind, ist keine Neuigkeit. Interessant ist aber, wie schädlich Formaldehyd und Co. wirklich sind. Die Textilindustrie setzt dennoch hauptsächlich auf ihren Gewinn.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Schadstoffe in Textilien: Chemikalien und ein wenig Stoff
Wer sich Testergebnisse zu Schadstoffen in Textilien ansieht, kann durchaus zu der Meinung gelangen, dass scheinbar weniger Stoff und viel mehr Chemikalien für die Herstellung verwendet werden. Die Textilindustrie hält sich bedeckt und gibt nicht preis, was wirklich in der Kleidung steckt.
Einige Hinweise wie die Empfehlung, die Kleidung vor dem ersten Tragen zu waschen, lassen aber aufhorchen. Vorsicht geboten ist vor allem bei Kinderkleidung sowie bei Kleidung, die nass wird und direkt am Körper getragen wird. Wer sich einen Öko-Tex-geprüften Bademantel zum Wohlfühlen kaufen möchte, muss sehr genau hinsehen! Alternativ wird auf Hersteller und deren Produkte gesetzt, die für Qualität und Schadstofffreiheit bekannt sind.
Bekannte Schadstoffe in Textilien
Nicht in allen Textilien sind die gleichen Giftstoffe enthalten, doch viele Chemikalien werden zumindest in den meisten konventionell hergestellten Kleidungsstücken verwendet.
Es ist an dieser Stelle nicht möglich, alle giftigen Stoffe aufzuzählen, die seitens der Textilindustrie eingesetzt werden, um Stoffe billiger zu produzieren, sie zu färben oder Fasern leichter bearbeiten zu können.
Wir beschränken uns daher auf die giftigsten Stoffe, die die Gesundheit belasten und sogar zur Entstehung schwerer Krankheiten beitragen können:
Alkylphenole
Alkylphenole werden beim Färben von Stoffen eingesetzt. Sie werden beim Waschen der Kleidung ausgespült und gelangen so in die Gewässer, wo sie Fischen und anderen Wasserlebewesen großen Schaden zufügen. Diese Chemikalien stehen im Verdacht, wie Hormone (Östrogene) zu wirken.
Sie reichern sich zudem im Körpergewebe des Menschen an. Das Traurige ist, dass der Verkauf von Stoffen, die Alkylphenole enthalten, in Deutschland verboten ist.
Doch da nur stichprobenartige Überprüfungen gemacht werden, gelangt vor allem billige Importware immer wieder auf den deutschen Markt.
Video: Chemikalien: Gift im Kleiderschrank | W wie Wissen
Weichmacher
Phthalate sind schon seit einigen Jahren in Deutschland verboten. Die Weichmacher werden vor allem zur Herstellung von Kunstleder, Gummi und gefärbten Textilien verwendet. Auch hier gilt, dass diese giftigen Stoffe vor allem bei Importware zu finden sind. ‚
Vor allem Großdrucke auf Kleidung sind mit Weichmachern versehen, damit die Bilder nicht beim Waschen brüchig werden.
Farbstoffe
Laut Umweltinstitut EPEA in Hamburg sind nur 16 der etwa 1.600 in der Textilindustrie verwendeten Farben unbedenklich. Am häufigsten werden sogenannte Azofarben verwendet.
Sie wirken über die Haut und spalten dort Bakterien in aromatische Amine. Diese wiederum gelten als krebserregend. Die Verwendung von Azofarben ist EU-weit kaum geregelt.
Flammschutzmittel
Sie werden verwendet, damit Kleidung feuerfest wird. Flammschutzmittel gelten aber als krebserregend und beeinflussen das Hormonsystem.
Zinnorganische Verbindungen
Sie sind besonders häufig in Sportkleidung und Socken zu finden, wo sie die Geruchsbildung mindern sollen. Am häufigsten wird Tributylzinn (TBT) verwendet. In der EU ist der Verkauf von Kleidung mit einem Anteil von mehr als 0,1 Prozent TBT verboten. Die Chemikalie wirkt negativ auf die Fruchtbarkeit, beeinflusst das Immunsystem und kann nervenschädigend wirken.
Tenside
Sie sollen Kleidung wasser- und schmutzabweisend machen. Tenside wirken leberschädigend, beeinflussen das Hormonsystem und stehen unter dem Verdacht, krebserregend zu sein. Auch wenn ihr Gebrauch in Deutschland mittlerweile reglementiert ist, gilt das nicht für Textilien aus vielen anderen Ländern. Vor allem Dritte-Welt-Länder setzen weiterhin auf giftige Tenside.
Aldehyde
Der bekannteste Vertreter der Aldehyde ist Formaldehyd, das unter anderem dazu eingesetzt wird, um Hemden bügelfrei werden zu lassen. Formaldehyd findet sich unter anderem auch in Sportkleidung und Socken und soll dort das Bakterienwachstum hemmen, damit weniger unschöne Gerüche entstehen. Besonders häufig wird Triclosan verwendet, welches in zahlreichen Studien gezeigt hat, wie schädlich es ist. Auch hier weisen die Hersteller darauf hin, dass die entsprechenden Textilien doch bitte vor dem ersten Tragen zu waschen sind. Triclosan reichert sich im Körper des Menschen an und kann krebserregend sein. Außerdem stört es das Mikroklima der Haut und ist eine Ursache für die Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika.
Schwermetalle
Blei, Cadmium, Quecksilber und Chrom sind Schadstoffe, mit denen niemand etwas zu tun haben möchte. Bei Textilien sind sie aber häufig im Einsatz und wirken direkt auf die Gesundheit. Blei und Quecksilber können das zentrale Nervensystem angreifen, während Cadmium für das Entstehen von Krebs mitverantwortlich ist. Die Schadstoffe werden zum Färben von Stoffen verwendet: Chrom färbt Stoffe rot, Cadmium hingegen wird für rote und gelbe Farbpigmente verwendet. Schwermetalle reichern sich im Körper an und schaden langfristig.
Das sind nur wenige bekannte Giftstoffe in der Kleidung, zu denen auch noch Chlorparaffine oder Per- und Polyfluorierte Chemikalien gehören. Bei der Auswahl der neuen Kleidung sollte daher ganz genau darauf geachtet werden, derartige Schadstoffe zu vermeiden.
Neue Kleidung kaufen und auf Schadstoffe verzichten
In erster Linie muss bei Kinderkleidung auf Schadstofffreiheit geachtet werden. Auch Kleidung, die direkt auf der Haut getragen wird (Unterwäsche, Badekleidung, Bademäntel etc.) sollten ohne Schadstoffe hergestellt worden sein. Wasser und Schweiß können die schädlichen Stoffe aus der Kleidung lösen, welche dann direkt über die Haut in den Körper aufgenommen werden. Das gilt auch für Handtücher und Waschlappen, die zudem noch mit warmem Wasser in Kontakt kommen, was für ein noch leichteres Lösen der Chemikalien sorgen kann.
Unbelastete Kleidung kaufen: Die besten Tipps
Wer seine Gesundheit im Blick hat, muss beim Kauf der Kleidung auf Chemiefreiheit achten. Dabei muss es nicht zwingend Bio-Baumwolle sein, die für die Herstellung der Kleidung verwendet wurde. Gerade für den Sportbereich haben sich Kunstfasern ebenfalls bewährt, doch auch Polyacryl muss nicht vor Schadstoffen strotzen! Wichtig ist, beim Kauf auf die verschiedenen Qualitätssiegel zu achten.
Das kann das GOTS-Siegel für Bio-Baumwolle sein, aber auch das Öko-Tex-Siegel ist wichtig. Letzteres besagt, dass die Grenzwerte für Schadstoffe in Textilien unterschritten werden, sodass diese Kleidung völlig unbedenklich getragen werden kann.
Beim GOTS-Siegel hingegen ist maßgeblich, dass mindestens 90 Prozent des Textils aus Naturfasern bestehen. Bestimmte Chemikalien sind dabei verboten, verwendet werden dürfen aber zum Beispiel Aufheller. Gänzlich schadstofffrei ist damit auch Bio-Kleidung nicht.
Da bestimmte Kleidungsstücke besonders belastet sind, sollte vor allem bei Jeans, Lederkleidung und Textilien, die knitterfrei sind, besondere Vorsicht walten gelassen werden.
Ansonsten kann auch das Etikett Hinweise darauf geben, was hier verwendet wurde und ob das vorliegende Kleidungsstück unbedenklich ist.
Verbraucher sollten auf diese Punkte achten:
“Farbe blutet aus“
Dies ist ein deutlicher Hinweis auf die mangelnde Farbechtheit, was für Hautreizungen sorgen kann.
“Bügelfrei“ oder „knitterfrei“
Auch diese Eigenschaften der Kleidung stehen dafür, dass Chemikalien im Spiel sind. Diese lassen sich nur zum Teil beim Waschen herauslösen, immerhin soll die Kleidung auch nach mehrmaligem Waschen noch bügelfrei sein.
“Used Look“
Hier werden bei der Herstellung verschiedene Giftstoffe eingesetzt, die nicht nur für die Textilarbeiter giftig sind. Wer derartig gestaltete Kleidung haben möchte, sollte nach Bio-Alternativen suchen.
Besondere Pflegehinweise
Ideal ist es, wenn die Kleidung ohne weitere Vorgaben gewaschen werden kann. Chemisch zu reinigende Textilien sind meist stark mit Schadstoffen belastet. Außerdem kommen durch die Reinigung weitere schädliche Stoffe dazu.
Video: Buntes Gift – Umweltkiller Kleidung ( Doku HD ) deutsch
Giftiger Geruch
Teilweise riecht Kleidung direkt nach den verwendeten Chemikalien. Muss ein Kleidungsstück erst auslüften, ehe es getragen werden kann, oder soll es vor dem ersten Tragen gewaschen werden, ist dies ein Hinweis auf eine starke Belastung mit Giftstoffen. Auch bei Schuhen ist ein giftiger Geruch häufig längere Zeit feststellbar.
Günstiger Preis
Gute Kleidung muss kein Vermögen kosten. Doch wenn ein Kleidungsstück nur zwei Euro kostet, kann hier keine hohe Qualität erwartet werden. Hersteller und Verkäufer schlagen eine Gewinnmarge auf den Einkaufspreis, der meist nur noch im Centbereich liegt. Das billige Produzieren ist jedoch nicht mit hochwertigen Rohstoffen und Stoffqualitäten ohne Giftstoffe möglich.