Wer sich richtig und ausgewogen ernährt, der kann die Symptome einer Neurodermitis gezielt eindämmen und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Denn was wir essen, spielt besonders bei Neurodermitikern eine große Rolle. Mit diesen Tipps hat sich die Qual der Neurodermitis schneller wieder gegessen.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Wie entsteht Neurodermitis?(Video)
Wer unter der nicht ansteckenden und chronischen Hautkrankheit leidet, der hat meist einen vererbten Mangel des Proteins Filaggrin, das die Haut widerstandsfähig macht, oder einer ebenso genetisch bedingten Fettstoffwechselstörung der Haut.
Beides führt dazu, dass die Schutzbarriere der Epidermis geschwächt ist und Keime, Erreger und Pilze leicht eindringen können. Das Immunsystem reagiert mit starker Abwehr und es kommt zu heftigen Entzündungen und Ekzemen auf der Haut. Diese jucken meist unerträglich.
Die Krankheit, die in Schüben verläuft, kehrt immer wieder und ist leider nicht heilbar. Deshalb ist es sehr wichtig, jede Option zu nutzen, die die Symptome eines Ausbruchs lindert und die Lebensqualität erhöht.
Neben klassischen Behandlungsmethoden, wie die mit kortisonhaltigen Präparaten und Salben, gibt es noch eine weitere Möglichkeit: Die Ernährung. Sie spielt eine große Rolle in der Therapie der Neurodermitis und kann entscheidend dazu beitragen, dass die Schübe schwächer ausgeprägt sind und die Abstände zwischen ihnen größer werden.
Video: Neurodermitis: so hilft die richtige Ernährung | NDR
Warum die richtige Ernährung bei Neurodermitis besonders wichtig ist
Neurodermitiker sind meist von Natur aus sensibler, was körperliche Reize betrifft. Allergien sind daher keine Seltenheit bei Betroffenen. Dazu zählen insbesondere Lebensmittelallergien, was die Ernährung teilweise kompliziert macht.
Das Tückische: Isst der Patient etwas, das er nicht verträgt, kommt es nicht nur zu den typischen Symptomen wie Nesselsucht. Auch ein starker Schub der Neurodermitis ist oftmals die Folge.
Die Ernährung hängt mit der Häufigkeit und dem Schweregrad eines Ausbruchs also eng zusammen. Für Betroffene ist es deshalb von enormer Bedeutung, sich mit der eigenen Ernährung auseinanderzusetzen und herauszufinden, welche Lebensmittel nicht vertragen werden und einen Schub hervorrufen. Werden diese gemieden, ist das eine deutliche Entlastung für den Organismus und insbesondere die Haut und Psyche der Patienten.
Doch auch der Gegenseite sollte Beachtung geschenkt werden. Denn es gibt nicht nur Nahrungsmittel, die sich negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken, sondern auch welche, die einen positiven Effekt auf die Gesundheit der Neurodermitiker haben. Gewisse Produkte enthalten Inhaltsstoffe, die das Immunsystem und die Heilung unterstützen können. Die richtige Ernährung ist also ein entscheidender Faktor, der maßgebend dazu beitragen kann, dass Betroffene sich wohler fühlen.
Ein Neurodermitis-Tagebuch kann dabei helfen, die Lebensmittel herauszufinden, die Allergien auslösen. Welche Produkte gut vertragen werden und vielleicht sogar die Ekzeme lindern, können so ebenfalls herausgefunden werden.
Wichtig ist, sich jeden Tag zu notieren, was gegessen wurde und zu beobachten, wie der Körper und die Haut darauf reagieren. So kann nach und nach ein individueller Speiseplan erstellt werden und die Ernährung wird zum effektiven Teil der Therapie.
Welche Lebensmittel sind gut bei Neurodermitis, welche sollten gemieden werden? ( Video)
Einen allgemeingültigen Leitfaden für die Ernährung bei Neurodermitis gibt es nicht. Das liegt daran, dass jeder Mensch anders ist und auch die individuellen Allergien eine große Rolle beim Essen spielen. Beim Hautarzt können Tests durchgeführt werden, die allergologisch abklären, welche Speisen und Getränke eine Nesselsucht auslösen und somit einen Ausbruch der Neurodermitis triggern können.
Es gibt jedoch gewisse Grundnahrungsmittel, die dafür bekannt sind, unangenehme oder sogar heftige Folgen für Neurodermitiker haben zu können. Diese zu meiden oder sich nach dem Konsum sorgfältig zu überwachen, ist daher ratsam. Werden erste Anzeichen einer Allergie oder eines Schubs nach dem Verzehr beobachtet, sollten die entsprechenden Produkte unverzüglich aus dem Speiseplan gestrichen werden.
Diese Lebensmittel sind bekannt dafür, besonders häufig Allergien oder Schübe der Neurodermitis hervorzurufen:
- Milchprodukte
- Hühnerei
- Weizen
- Soja
- Nüsse und Kerne
- geschwefeltes Trockenobst
- Schalentiere
- Fisch
- Produkte mit Konservierungs- und Farbstoffen oder Geschmacksverstärkern wie Glutamat (Fastfood ist daher besser zu meiden)
- Tiefkühlkost
- Zucker in hohem Maße
- industrielle Speiseöle (zum Beispiel Rapsöl, Sonnenblumenöl, Sojaöl, Traubenkernöl, usw.)
- Nachtschattengewächse wie Tomaten, Kartoffeln, Chili, Auberginen und Physalis
- Zitrusfrüchte und saure exotische Früchte wie Ananas
- scharfe Gewürze wie Pfeffer, Chili und Ingwer
- Alkohol
Geeignete Speisen für Neurodermitiker:
- Obst, Beeren und Gemüse
- ungemahlene Samen
- Kokosöl und Olivenöl
- fermentiertes Gemüse wie saure Gurken und Sauerkraut
- Grüntee
- glutenfreies Getreide wie Buchweizen, Amaranth, Hirse, Quinoa und Hafer (bestenfalls gekocht)
- gefiltertes Trinkwasser
- ungesüßte Tees
- Fisch aus Wildfang (besser als aus Zuchtanlagen)
- Fleisch vom Biobauer
Selbst beim Einhalten sämtlicher Vorsichtsmaßnahmen und beim Befolgen aller Ratschläge von Ärzten, kann es insbesondere bei Neurodermitiserkrankten mit Allergien dazu kommen, dass ein Allergieschub ausbricht. Sei es, dass im Essen im Restaurant ungeahnte Zusatzstoffe enthalten sind, oder dass der Betroffene auf einmal allergisch gegen etwas reagiert, das er vorher gut vertragen hat.
Um auf Nummer sicher zu gehen ist es daher gut, stets ein Antihistaminikum oder für besonders schwere Fälle ein Notfallset für Allergiker mit sich zu führen.
Treten starke Schwellungen und ganz besonders Atemnot auf, muss sofort ein Notarzt gerufen werden. Es könnte sich um einen sogenannten anaphylaktischen Schock handeln, also einen schweren Allergieschock, der im schlimmsten Fall sogar tödlich enden kann. Es ist also besser, einmal zu viel ärztliche Hilfe anzunehmen, als einmal zu wenig.
‚
Im Notfall die 112 wählen und sofort einen Notarzt rufen!
Video: ?15 Auslöser von Neurodermitis/Schuppenflechte nach Medical Medium|Jennys Way
5 Tipps für die Ernährung bei Neurodermitis
- Kochen Sie selbst
Ins Restaurant zu gehen gehört für viele Menschen, vor allem im Urlaub, hin und wieder dazu. Sich kulinarisch verwöhnen zu lassen macht zwar Spaß und schmeckt, doch es gibt einen Haken für Menschen mit einer Neurodermitis. Welche exakten Zutaten, Lebensmittelinhaltsstoffe und Geschmacksverstärker im Essen enthalten sind, steht meist nicht auf der Speisekarte.Natürlich kann der Koch gefragt werden, doch ob dieser immer zu 100 % weiß, was in seinen verwendeten Produkten enthalten ist und ob diese tatsächlich ungefährlich für Sie sind und keinen Allergie- oder Neurodermitisschub auslösen, bleibt ein Glücksspiel. Wer auf Nummer sicher gehen will, kocht am besten selbst. Das kann unter Umständen den Urlaub retten und spart nebenbei eine Menge Geld.
- Clever einkaufen
Sie sollten die Lebensmittelinhaltsstoffe genau im Blick behalten, um für Sie unverträgliche Zutaten zu vermeiden. Kaufen Sie also nicht einfach blindlings das ein, was Ihnen schmeckt und was Sie anlacht, sondern lesen Sie sich die Inhaltsstoffe zuvor genau durch.Manchmal stecken Zutaten in Produkten, mit denen man in diesen gar nicht gerechnet hat. Handelt es sich dabei um etwas, gegen das Sie allergisch reagieren, kann die Freude am Essen schnell vorbei sein. Vorsicht ist besser als Nachsicht.
- Obst und Gemüse bekömmlich verzehren
Obst und Gemüse sind wichtige Nahrungsmittel.
Damit Sie besonders gut von Neurodermitikern vertragen werden, gibt es drei wichtige Dinge zu beachten:
- Erstens: Frische Produkte sind wesentlich besser verträglich, als Tiefkühlprodukte.
- Zweitens: Regionale Bioprodukte sind weniger schadstoffbelastet, als Äpfel aus Neuseeland und Trauben aus Südafrika. Greifen Sie also lieber auf dem Regionalmarkt zu, als im Supermarkt oder beachten Sie zumindest die Herkunft der Lebensmittel.
- Drittens: Gekocht und gegart werden Obst und Gemüse leichter bekömmlich für Betroffene.
Achten Sie prinzipiell auf eine gute, ausgewogene und hochwertige Ernährung
- Wenn es unterwegs schnell gehen muss
Bekommen Sie unterwegs Hunger und haben wenig Zeit, so gehen Sie nicht zu irgendeiner Fastfood-Kette. In den angebotenen Speisen stecken meist heftige Zusatzstoffe, die schlimme Schübe auslösen können.Muss es schnell gehen, so schauen Sie, wenn möglich, lieber beim Imbissstand des Biosupermarktes vorbei oder besuchen Sie den Wochenmarkt und versorgen Sie sich mit regionalen und hochwertigen Leckereien.
- Nahrungsergänzungsmittel
Bei Neurodermitiserkrankten sind die Antikörper etwa 10 bis 20 Mal höher, als normal. Daher neigen Sie wesentlich stärker zu Allergien. Es sind also sowohl Haut als auch Immunsystem geschwächt. Dazu kommt, dass durch die Allergien meist viele Lebensmittel nicht vertragen werden, die wichtige und unterstützende Vitamine und Nährstoffe enthalten.Eine gute Möglichkeit, den Körper mit den für Haut und Immunsystem wichtigen Nährstoffen zu versorgen, sind Nahrungsergänzungsmittel. Lassen Sie sich von einem allergologisch geschulten Arzt beraten, welche Präparate für Sie am besten geeignet sind. So kann die Ernährung trotz Neurodermitis und Allergie optimiert werden.
Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: Tomsickova Tatyana -#01: _Skylines -#02: Luca Lorenzelli -#03: Estrada Anton