Fehlsichtigkeit: Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit & mehr

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Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland leidet unter einer Fehlsichtigkeit. Diese kann jedoch in ganz verschiedenen Formen auftreten. Eine gute Behandlung ist wichtig, damit dieses Problem den Alltag nicht beeinträchtigt.

Fehlsichtigkeit: Eines der häufigsten Gesundheitsprobleme in Deutschland

Die Fehlsichtigkeit besteht darin, dass die betroffene Person ihre Umgebung nicht mehr in voller Schärfe wahrnehmen kann. Das Bild ist leicht verschwommen, sodass nicht mehr alle Details deutlich werden. Im Anfangsstadium bemerken die meisten Menschen dieses Problem nicht einmal. Eine leichte Unschärfe wird in der Regel nicht wahrgenommen. Erst wenn sie einen Augenoptiker aufsuchen und eine Brille in der passenden Stärke ausprobieren, werden sie auf den Unterschied aufmerksam. Die Fehlsichtigkeit stellt eines der häufigsten gesundheitlichen Probleme in Deutschland dar.

Die folgende Tabelle zeigt auf, wie viele Menschen eine Brille oder Kontaktlinsen tragen. Das bedeutet, dass sie wegen einer Fehlsichtigkeit in Behandlung sind. Die Zahlen setzen sich aus gelegentlichen Brillenträgern, ständigen Brillenträgern und Kontaktlinsenträgern zusammen. Bei gelegentlichen Brillenträgern ist die Sehschwäche meistens nur gering ausgeprägt. Das bedeutet, dass sie die Sehhilfe nur in bestimmten Situationen benötigen – beispielsweise beim Autofahren. Bei ständigen Brillenträgern ist die Fehlsichtigkeit hingegen so stark, dass sie dieses Hilfsmittel in allen Alltagssituationen nutzen.

Kontaktlinsenträger wählen eine andere Möglichkeit, um ihre Sicht zu verbessern. Diese wirkt unscheinbarer und bringt eine geringere Beeinträchtigung des täglichen Lebens mit sich. Wenn man die Werte dieser drei Kategorien zusammenzählt und ins Verhältnis zur Gesamtbevölkerung setzt, kommt man zu dem Ergebnis, dass deutlich mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland an einer Fehlsichtigkeit leidet.

Personen mit Sehhilfe in Deutschland (in Millionen)
2014 2015 2016 2017 2018
Gelegentliche Brillenträger 18,92 18,69 18,80 18,81 19,30
Ständige Brillenträger 23,86 23,74 24,53 24,90 24,90
Kontaktlinsenträger 3,24 3,07 2,99 3,14 3,36

Quelle

Ab einem Alter von 60 Jahren sind 92 Prozent der Bevölkerung auf eine Sehhilfe angewiesen.

Ab einem Alter von 60 Jahren sind 92 Prozent der Bevölkerung auf eine Sehhilfe angewiesen.(#01)

Fehlsichtigkeit insbesondere bei älteren Menschen verbreitet

Die Fehlsichtigkeit ist ein Problem, das Menschen jedes Lebensalters betreffen kann. Viele Personen leiden bereits in ihrer Kindheit unter diesem Phänomen und müssen daher eine Brille tragen. Allerdings gibt es zwischen den verschiedenen Altersgruppen erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Häufigkeit. Die Kurzsichtigkeit – eine der häufigsten Arten der Fehlsichtigkeit – verstärkt sich in der Regel während der ersten Lebensjahrzehnte. Viele Menschen, die als Kinder noch keine Sehhilfe benötigten, sind als junge Erwachsene darauf angewiesen.

Hinzu kommt die Altersweitsichtigkeit.
Diese führt dazu, dass Menschen ab einem Alter von etwa 40 Jahren
immer größere Probleme dabei haben, nahe Objekte scharf zu sehen.

Daher kommt es ab diesem Alter zu einem sprunghaften Anstieg der Brillenträger. Die folgende Tabelle zeigt deutlich, dass insbesondere ältere Menschen unter einer Beeinträchtigung der Sehfähigkeit leiden. Ab einem Alter von 60 Jahren sind 92 Prozent der Bevölkerung auf eine Sehhilfe angewiesen.

Brillenträger in Deutschland nach Altersgruppen (in Prozent)
Gesamt (ab 16 Jahren) 63,5
20 bis 29 Jahre 32,0
30 bis 44 Jahre 38,0
45 bis 59 Jahre 73,0
60 Jahre und älter 92,0

Quelle

Für Brillenträger stellt ein regelmäßiger Sehtest eine Selbstverständlichkeit dar.

Für Brillenträger stellt ein regelmäßiger Sehtest eine Selbstverständlichkeit dar.(#02)

Ein regelmäßiger Sehtest ist wichtig

Die vorherigen Abschnitte haben aufgezeigt, dass der Anteil der Personen mit Sehschwäche an der Gesamtbevölkerung sehr hoch ist. In diesen Fällen ist eine Behandlung von großer Bedeutung. Wenn die Menschen ihre Umgebung nicht mehr richtig wahrnehmen können, führt das zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Alltags. Außerdem kann sich die Sehschwäche verstärken, wenn sie nicht behandelt wird. Ein großes Problem besteht jedoch darin, dass viele Menschen die Fehlsichtigkeit überhaupt nicht bemerken.

Aus diesem Grund ist es wichtig, immer wieder einen Sehtest durchführen zu lassen.
Augenärzte und Optiker empfehlen, diese Untersuchung etwa alle drei Jahre vorzunehmen.

Für Brillenträger stellt ein regelmäßiger Sehtest eine Selbstverständlichkeit dar. Die folgende Umfrage zeigt jedoch, dass Personen, die bislang keine Sehhilfe verwenden, dieses Angebot nur sehr selten in Anspruch nehmen.

Insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Sehtest nur wenige Minuten dauert, in der Regel gratis beim Augenoptiker durchgeführt werden kann und dass dieses Angebot selbst in kleineren Orten fast immer verfügbar ist, ist das Ergebnis der Umfrage erstaunlich. Demnach führen nur rund 40 Prozent der Nicht-Brillenträger eine regelmäßige Überprüfung ihrer Sehfähigkeit durch.

 

Anteil der Personen an der Gesamtbevölkerung, die in den letzten drei Jahren einen Sehtest absolvierten
2005 2008 2011 2014
Bevölkerung insgesamt 75 % 74 % 71 % 72 %
Brillenträger 91 % 90 % 90 % 90 %
Nicht-Brillenträger 45 % 48 % 38 % 42 %

Quelle

Unterschiedliche Arten der Fehlsichtigkeit

Die Fehlsichtigkeit kann ganz unterschiedliche Ursachen und Ausprägungen haben. In jüngeren Jahren stellt insbesondere die Kurzsichtigkeit ein großes Problem dar. Im Alter kommt es hingegen sehr häufig zu einer Altersweitsichtigkeit. Darüber hinaus leiden viele Patienten unter einer Hornhautverkrümmung, die ebenfalls die Sehfähigkeit einschränkt.

Die verschiedenen Arten der Beeinträchtigung unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihrer Ursachen. Darüber hinaus wirken sie sich auf das Leben der Patienten in verschiedener Weise aus. Auch die Sehhilfen, die für die Behandlung erforderlich sind, weisen große Unterschiede auf. Daher ist es sehr wichtig, die einzelnen Formen genau voneinander abzugrenzen.

Video: Kurzsichtigkeit vorbeugen und erkennen | Visite | NDR

Kurzsichtigkeit: Eine häufige Form der Fehlsichtigkeit

Die Kurzsichtigkeit – in der Fachsprache als Myopie bezeichnet – zählt zu den häufigsten Problemen im Bereich der Fehlsichtigkeit. Hierbei ist die Brechkraft des Auges zu hoch. Das bedeutet, dass es zu einem Abbildungsfehler kommt, der dazu führt, dass weit entfernt liegende Objekte nur mit geringer Schärfe dargestellt werden. Die Betroffenen sehen im Nahbereich zwar gut, in der Ferne jedoch nicht. Das führte zu der Bezeichnung Kurzsichtigkeit. Von diesem Problem sind rund 25 Prozent der Bevölkerung betroffen.

Die Tendenz ist dabei jedoch stark ansteigend. Der Grund für die Myopie ist meistens ein zu langer Augapfel. Das führt dazu, dass der Bildpunkt vor der Netzhaut liegt. Daher wird das Bild wieder etwas zerstreut, wodurch es zu einer unscharfen Wahrnehmung kommt.

Video: Brillen und Kontaktlinsen zur Korrektur von Weitsichtigkeit (Hyperopie)

Weitsichtigkeit: Insbesondere bei älteren Menschen häufig vertreten

Das Gegenteil der Myopie ist die Weitsichtigkeit. Dabei ist es jedoch wichtig, zwischen der normalen Weitsichtigkeit und der Altersweitsichtigkeit zu unterscheiden. Die gewöhnliche Weitsichtigkeit wird in der Medizin als Hyperopie oder Hypermetropie bezeichnet. Hierbei ist der Augapfel im Vergleich zum Brechungsverhältnis der Linse zu kurz. Das bedeutet, dass der Bildpunkt hinter der der Netzhaut liegt, wenn das Auge entspannt ist. Das führt ebenfalls zu einer verschwommenen Wahrnehmung.

Im Gegensatz zur Kurzsichtigkeit ist diese jedoch bei der Weitsichtigkeit nur bei nahe gelegenen Objekten zu bemerken. Dieses Problem tritt bei rund 35 Prozent der Bevölkerung unter 40 Jahren auf. Darüber hinaus gehen die Augenärzte in diesem Bereich von einer hohen Dunkelziffer aus, sodass der eigentliche Wert nochmals deutlich höher sein dürfte. Dieses Ergebnis ist sehr erstaunlich.

Fast jeder Mensch hat in seinem Bekanntenkreis
mehrere Personen, die unter Myopie leiden.

Wenn man jedoch nach der Hyperopie – diese umfasst nicht die Altersweitsichtigkeit – fragt, ist es schwer, Betroffene zu finden. Der Grund dafür liegt darin, dass das Auge über ein hohes Akkommodationsvermögen verfügt. Durch eine Anspannung der Augenmuskulatur kann es die Brechkraft reduzieren. Auf diese Weise lässt sich der Bildpunkt auf die richtige Ebene bewegen.

Im Idealfall sollte dieser bei einem entspannten Auge zwar auf der Netzhaut liegen. Befindet er sich jedoch dahinter, löst der Körper dieses Problem durch die Akkommodation von selbst. Daher bemerken die Betroffenen die Hyperopie meistens nicht einmal. Außerdem ist keine Behandlung notwendig. Nur in schweren Fällen ist eine Sehhilfe erforderlich.

Davon ist die Altersweitsichtigkeit abzugrenzen. Der medizinische Fachbegriff hierfür lautet Presbyopie. Wie bereits beschrieben, ist für die Akkommodation der Brechkraft Muskelkraft erforderlich. Der Augenmuskel verliert jedoch bereits ab dem Jugendalter an Kraft. Außerdem wird die Linse härter, sodass die Akkommodation schwieriger wird. Das führt dazu, dass das Auge in der Regel ab einem Alter von 35 bis 45 Jahren nicht mehr dazu in der Lage ist, die Schärfe richtig einzustellen. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine Augenkrankheit, sondern um einen natürlichen altersbedingten Funktionsverlust. Die Altersweitsichtigkeit betrifft selbst Menschen, bei denen der Bildpunkt optimal liegt. Wenn jedoch zusätzlich eine Hyperopie vorhanden ist, dann machen sich die Beschwerden bereits etwas früher bemerkbar.

Video: Kurzsichtigkeit wegbekommen- 3 Säulen der Augengesundheit

Hornhautverkrümmung: Brechungsfehler des Auges

Ein weiteres Problem stellt die Hornhautverkrümmung dar – die fachsprachlich als Astigmatismus bezeichnet wird. Dieses ist darauf zurückzuführen, dass die Augenlinse eine leichte Krümmung aufweist. Das führt dazu, dass sie keinen konkreten Bildpunkt erzeugt, sondern eine breite Brennlinie. So entsteht ein verschwommenes Bild sowohl in der Ferne als auch in der Nähe.

Behandlungsmöglichkeiten für die Fehlsichtigkeit

Für alle Formen der Fehlsichtigkeit stellt die Brille die häufigste Behandlungsform dar. Diese passt das Brechungsverhältnis individuell an die Bedürfnisse des Patienten an und sorgt daher für eine klare Sicht. Alternativ dazu ist es möglich, Kontaktlinsen zu verwenden. Diese übernehmen genau die gleiche Funktion. Allerdings sind sie wesentlich kleiner und werden direkt ins Auge eingeführt. Daher sind sie kaum sichtbar und wirken nicht störend. Immer beliebter wird es auch, eine Laserbehandlung durchzuführen. Dabei geben die Ärzte der Linse mithilfe eines Lasers eine neue Form, um die Fehlsichtigkeit auszugleichen. Das ermöglicht es den Patienten, auch ohne Brille scharf zu sehen.


Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: Sofi photo -#01:_goodluz -#02:  Serafino Mozzo

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